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Sauberkeitserziehung

Bei der Sauberkeitserziehung (Töpfchentraining) werden Kleinkinder ans Kindertöpfchen oder Toilette gewöhnt, um ihre Ausscheidungen unter Kontrolle zu bekommen. Die Sauberkeitserziehung ist so alt wie die Menschheit selbst. Ziel ist es, das sich das Kind bemerkbar macht, wenn es auf Toilette muss. In der ersten Phase werden Kinder auf Töpfchen gesetzt, bis es dies selbstständig nutzen kann. Über Jahrzehnte hat sich einiges verändert. Die heutigen Kinder sind länger auf Windeln angewiesen, obwohl die Produkte moderner geworden sind. In den 50er Jahren wurden Babys und Kleinkinder mit Stoffwindeln gewickelt. Die Einwegwindel kam erst 1973 nach Deutschland und wurde fortan weiterentwickelt. Heute gleicht die Einwegwindel einem Hightech-Produkt.

Das Kinder heute länger eine Windel tragen, ist nicht auf die Faulheit oder Unfähigkeit der Eltern zurückzuführen. Obwohl die meisten Kinder nach 28 Monate tagsüber sauber und trocken werden und selbstständig das Töpfchen benutzen können, sind 25 bis 33 Prozent der Kinder unter 5 Jahre noch Bettnässer. In Deutschland sind 640.000 Kinder im Alter zwischen Fünf und Zehn Jahren von Bettnässen betroffen. Jungs sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Dabei handelt es sich um einen ganz normalen Entwicklungsprozess.

Mit der Sauberkeitserziehung sollte erst nach 26 Monaten begonnen werden. Erst dann können Kinder die Fähigkeit erlernen, Blase- und Darmmuskulatur unter Kontrolle zu bekommen. Bei Kindern die Sauberkeitserziehung früh lernen müssen, benötigen ein westlich längeres Training. Das Töpfchentraining sollte man im Sommer beginnen, um Kleinkinder ohne Windel herumlaufen zu lassen und damit sie Unfälle merken. Der Reifeprozess ist bei jedem Kind unterschiedlich schnell. Manche Kinder werden bereits mit zweieinhalb Jahren trocken, andere sind deutlich älter. Das Kinder tagsüber mit zwei Jahren und nachts mit fünf Jahren trocken werden müssen ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Für viele Super-Mamis ist es dennoch ein Volkssport geworden, ihre Kinder schnellstmöglich Windelfrei zu bekommen. Nach der Auffassung von Sigmund Freud kann eine zu frühe oder rigide Sauberkeitserziehung zu „aggressiven Es-Impulsen“ führen und Zwangsstörungen verursachen: „Es ist eines der besten Vorzeichen späterer Absonderlichkeit oder Nervosität, wenn ein Säugling sich hartnäckig weigert, den Darm zu entleeren, wenn er auf den Topf gesetzt wird, also wenn es dem Pfleger beliebt, sondern die Funktion seinem eigenen Belieben vorbehält.“

Über eine vollständige Kontrolle der Harnblase ist erst ab dem vierten Lebensjahr möglich. 80 % aller Kinder werden mit 5 nachts trocken. In der Zeit verbraucht ein Kind 5000 – 6000 Windeln. Eltern geben 800 bis 1000 Euro für Windeln aus. Jeden Tag landen in Deutschland acht Millionen Einwegwindeln im Müll. Rund 200.000 Tonnen werden jährlich über die Müllverbrennung entsorgt.

Das Kinder heute länger auf Windeln angewiesen sind, ist vor allem auf moderne Einwegwindeln zurückzuführen, im Gegensatz zu Stoffwindeln tritt bei Einwegwindeln kein Nässegefühl auf. Selbst nach mehrmaliger Benutzung, fühlen sich Wegwerfwindel über einem längeren Zeitraum trocken an. Viele Kinder merken nicht, wenn sie in die Windel gemacht haben.

Bei Stoffwindeln hingegen spürt das Kind direkt die Feuchtigkeit. Für Kinder ist das sehr unangenehm und wollen schnell gewickelt werden. Dies führt dazu, dass Kinder ihre Ausscheidung schnell unter Kontrolle bekommen. Im Schnitt sind Stoffwindel-Kinder also mit zweieinhalb Jahren trocken. Man sollte Kinder jedoch nicht unter Druck setzen. Geben ihm die Zeit, die es fürs Töpfchentraining braucht.