BetterDry im Praxistest

Noch rechtzeitig zu Weihnachten 2015 brachte Trust Victor sein Nachfolgemodell der beliebten ComfiCare auf dem Markt. Diese ist in Medium und Large verfügbar. Obwohl der Auslieferungstermin einmal verschoben werden musste, konnte sich die BetterDry mittlerweile etablieren und zählt zu den leistungsstärksten Windeln am Markt. In einem ausführlichen Praxistest wurde das neue Flaggschiff in Größe Medium auf Herz und Nieren getestet und mit dem Vorgängermodell verglichen.

 Mein Ersteindruck
Die ComfiCare war bei Windelträgern recht beliebt. Deshalb waren auch die Erwartungen und Anforderungen an der BetterDry bei vielen Anwendern ziemlich hoch. Sie sollte mindestens die gleichen Merkmale besitzen, wenn nicht sogar besser sein, wie die ComfiCare. Bei der BetterDry handelt es sich nicht um eine reine Produktverbesserung mit neuen Namen und Design, sondern es handelte es sich dabei um ein völlig neues Produkt, die die ComfiCare zugleich ersetzen wird. Sollte die BetterDry in Sachen Tragekomfort, Fixierung und Saugleistung schlechter ausfallen, wie sein Vorgänger, würde der Markt gleich zwei Produkte in Folie verlieren.

Die Fokussierung von Trust Victor lag vor allem am neuen Schnitt, der jetzt viel mehr an europäische Windelträger angepasst wurden ist. Dies hat der Hersteller auch gut umgesetzt. Die BetterDry ist nicht mehr so steif im Schritt wie die ComfiCare. Betroffene die auf Windeln angewiesen sind, werden dies begrüßen. Bei der Entnahme aus der Verpackung, merkt man direkt, dass die BetterDry zum Vergleich zur ComfiCare dünner geworden ist. Dies liegt vor allem an der Komprimierung der Windeln.

Der Inkontinenzslip ist mit einer strukturierten recht weichen und angenehmen Folienoberfläche versehen, die in einem schlichten Weiß gehalten ist. Rein optisch wäre die mit der Kolibri Super Plus vergleichbar. Weiße Windelslips sind neutraler und fallen unter Kleidung weniger auf, als beispielsweise eine farbige Windel. Rein optisch ist die BetterDry gut gelungen. Auch auf der Haut fühlt sich die BetterDry recht angenehm an.

Die Passform
Die ComfiCare war mit ihrer Passform bzw. außergewöhnlichen Schnitt schon eher ein Exot auf dem Markt. Entweder sie passt schlecht oder gar nicht. Zudem wurde sie nach langen Tragen recht unbequem, weil sie eben recht steif, wie ein Brett war. Vergleichbar mit einer Spreizhose. Die Asiaten fanden keine optimale Lösung. Bettnässer fanden dies eher als störend. Eine Windel sollte bei Übernachtungen nicht auffallen. Bei den Windelliebhabern war die ComfiCare jedoch grade deshalb so beliebt, sie wurde auch liebevoll „Das Brettchen“ genannt.

Mit dem neuen Produktionswerk, was sich nun in Europa befindet, wurde nun auch die Passform der BetterDry den europäischen Körperpartitionen entsprechend angepasst. Ich war selbst positiv überrascht. Der Hersteller hat also eine gute Entscheidung getroffen, das Werk zu wechseln. Die oberen Außenbündchen schmiegen sich optimal am Körper an. Die BetterDry hat sich in dieser Hinsicht klar verbessert.

Der Tragekomfort
Das lässt sich auch auf dem Tragekomfort übertragen. Die BetterDry schmiegt sich besser am Körper an und ist angenehm zu tragen. Der Kuschelfaktor geht jedoch etwas verloren, was vor allem Windelliebhaber auffallen wird. Im Gegensatz zur ComfiCare ist die Bewegungsfreiheit besser geworden. Obwohl der Tragekomfort ein eher subjektives Empfinden jedes einzelnen ist, kommen die meisten Anwender auf dasselbe Ergebnis. Ohne die Windel selbst auszuprobieren, ist ein Alltagseinsatz nicht empfehlenswert, da die Anforderungen andere sind. Das Rascheln der BetterDry ist unüberhörbar und lässt sich nur durch eine Gummihose minimieren. Es kann auch eine enge Unterhose getragen werden. Wer das als störend empfindet, sollte auf Windeln mit CottonFeel-Oberfläche ausweichen.

Die Abzeichnung
Die BetterDry hat die Eigenschaft nach Benutzung, regelrecht aufzuquellen. Nicht ohne Grund ist die BetterDry für starke Bettnässer geeignet. Bei der Kaufentscheidung sollte man abwägen was einem wichtiger ist. Eventuell in einem nassen Bett aufzuwachen oder mit einer auffälligen Windel zu schlafen. Bei Übernachtungen außerhalb, kommen eventuell andere Produkte in Frage. Wenn die Abzeichnung nicht als störend empfindet, ist mit der BetterDry sicherlich besser ausgehoben. Unfälle gehören der Vergangenheit an.

Von einer möglichen Abzeichnung einer Windel, sollte man sich jedoch nicht beirren lassen, da diese unter weiter Kleidung im Alltag kaum auffallen wird. Grade für Arbeiten, wo eine Toilette nicht rechtzeitig aufgesucht oder eine Windel nicht oft gewechselt werden kann, bringt die BetterDry eine enorme Erleichterung mit sich. Für Kranführer und Industriekletterer wäre die Windel besser geeignet als für arbeiten am Fließband, wo Zeit ein wichtiger Faktor ist. Dies gilt auch für sämtliche sportliche Aktivitäten. Der Watschelgang lässt sich jedoch nicht ganz vermeiden.

Saugleistung
Die Saugleistung spielt eine entscheidende Rolle, ob das Produkt für die jeweiligen Bedürfnisse in Frage kommt oder nicht. Hersteller geben meist die theoretische Saugleistung nach ISO 11948-1 (Rothwell Test) an, diese dient jedoch lediglich zur Klassifizierung eines Inkontinenzprodukts und hat mit dem Praxiswert wenig gemeinsam. Bei der BetterDry wird dieser mit 4.394 ml angegeben.

In der Praxis kann der Wert nicht erreicht werden, weil die tatsächliche Saugleistung, von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Ein wichtiger Faktor ist der Zeitabstand, also wie oft das Produkt verwendet wird. Je öfter das Produkt in der Zeit X verwendet wird, desto eher läuft die Windel aus. Ein zweiter wichtiger Faktor ist der Anteil des Superabsorber (SAP). Bei der BetterDry wurde dabei nicht gespart.

Kommen wir nun zu der realen Saugleistung der sich während des Windeltest ergeben hat. Insgesamt wurden 20 Windeln getestet, davon waren fünf Produkte ausgelaufen –entspricht 0 %. Der höchste erreichbare Praxiswert lag bei 1.659 ml bei einer Tragezeit von 17 Stunden, wobei die BetterDry allerdings ausgelaufen ist. Die durchschnittliche Saugleistung betrug somit 512 ml. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Obwohl die BetterDry auch schwallartiger Blasenentleerungen gut wegstecken kann, ohne gleich auszulaufen, lief die Windel auch schon bei 631 ml aus. Auf harnfördernde Getränke sollte man deshalb lieber verzichten.

Die Nässeverteilung wurde gut umgesetzt, der Urin verteilt sich optimal auf dem 66,5 cm x 16,5 cm großen Saugvlies. Der Urin wird schnell gebunden und zurückgehalten, was für ein positives Trockenheitsgefühl sorgt. Allerdings gibt es dennoch etwas an der BetterDry auszusetzen. Das Saugvlies fängt recht schnell an zu flocken, was auf Dauer unbequem werden kann. Trust Victor muss da noch an einer passenden Lösung arbeiten. Patienten mit Stuhlinkontinenz kann die BetterDry ebenfalls getrost verwenden. Zu Unfällen kam es während des Praxistest nicht.
Obwohl die Saugleistung bei der BetterDry schon relativ hoch ist, kann diese dank der 8 cm hohen Auslaufbündchen, zusätzlich mit Einlagen gesteigert werden. Empfehlenswert ist die Abena Let Maxi. Um die Auslaufsperren nicht auszuhebeln, sollte nicht mehr wie zwei Einlagen verwendet werden.

Trust Victor stattete die BetterDry ebenfalls mit einem Nässeindikator aus, das ein wechseln der Windel erleichtern soll. Jedoch ist dieser schwer ablesbar und war bei der ComfiCare besser umgesetzt. Nichts desto trotz ist die BetterDry ein reines Saugwunder und für eine lange Tragezeit ausgelegt. Da wäre das Meckern eines schlecht ablesbaren Nässeindikator schon klagen auf hohen Niveau.

Fixierung
Kommen wir jetzt zur Fixierung der Klebestreifen. Bei der BetterDry setzt Trust Victor nun 5 x 4 cm große Doppelklebestreifen ein. Die zusätzliche Folie in der Klebezone gehört (leider) der Vergangenheit an, was nicht unbedingt schlechter sein muss. Nervig wird es, wenn die Klebetaps auf der Folie nicht halten. Den Trend lassen sich auch bei anderen Herstellern beobachten und sind auf die Produktionsmaschinen zurückführend. In der Vergangenheit kam es bei einigen Herstellern immer wieder zu Produktionsfehlern.

Die vier Klebestreifen halten bei der BetterDry ziemlich gut und sorgen für einen optimalen Sitz der Windel. Auch ein mehrmaliges Öffnen ist gewährleistet, wenn die BetterDry eventuell nachjustiert werden muss. Dabei werden die oberen Taps von den blauen Streifen gelöst. Aufgrund der fehlenden Klebezone dürfen die blauen Klebestreifen nicht geöffnet werden, da die Folie recht schnell einreißen kann. Bei einigen Testobjekten kam es jedoch vor, dass sich die Klebestreifen lockern oder sogar komplett gelöst haben. Bei der ComfiCare hielten die besser. Notfalls den blauen Streifen abziehen und nachkleben. Eine Gummihose könnte dies natürlich verhindern.

Mein Fazit
Neue Windeln zu testen, finde ich immer relativ spannend. Grade was die Passform, Tragekomfort und Saugleistung betrifft, bin ich von der BetterDry regelrecht positiv überrascht worden. Besonders gut finde ich den hohen Schnitt der Windel, das sich im Gegensatz zur ComfiCare verbessert hat. Recht angenehm ist das angenehme Vlies und weiche Folie. Der Kuschelfaktor ist jedoch etwas verloren gegangen, was eher Windelliebhaber vermissen werden. Die Klebezone vermisse ich bei der BetterDry zwar nicht, jedoch muss man beim Nachjustieren der Klebestreifen aufpassen, die Folie reißt sehr schnell ein. Den erwähnten Lösungsmittelgeruch den manche als störend empfinden, konnte ich nicht feststellen. Wenn man die Windeln lose im Schrank lagert, sollte der ohnehin schnell verfliegen. Lobenswert finde ich das Branding und die Informationen der Verpackung. Die BetterDry braucht sich hinter der ComfiCare nicht zu verstecken.