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Harninkontinenz

Harninkontinenz ist der medizinische Fachausausdruck für den unfreiwilligen Urinverlust und bezeichnet die mangelnde oder fehlende Fähigkeit des Körpers, den Blaseninhalt in der Harnblase sicher zu speichern. Betroffene können Ort und Zeitpunkt der Blasenentleerung nicht bestimmen. Bei manchen tritt die Harninkontinenz mit der Zeit auf, andere haben dies schon seit der Geburt.

In Deutschland leben bis zu 9 Millionen Menschen mit Harninkontinenz, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher, nur jeder fünfte Betroffene geht zum Arzt. Obwohl Harninkontinenz zu den häufigsten Gesundheitsproblemen zählt, gilt die Krankheit als sehr scharmbehaftet und noch immer als TABU-Thema.

Eine Inkontinenz kann in jedem Alter auftreten. Es gibt verschieden Ursachen die zur Harninkontinenz führen können, manche auch in Kombinationen mit anderen Krankheiten. Bei rund 80% Prozent der Betroffenen kann die Inkontinenz geheilt werden und bei 20% lässt sich durch eine gute Hilfsmittelversorgung der Alltag erträglich gestalten. Heute stehen zahlreiche konservative und operative Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Für eine ungestörte Speicherung und Entleerung des Urins ist eine intakte Funktion zentraler und peripherer Nervenstrukturen erforderlich. Neurologischen Erkrankungen bzw. infolge neurologischer Verletzungen können durch die gestörte Blasenfunktion eine Harninkontinenz begünstigen.

Formen

Die Harninkontinenz wird in neun diagnostische Symptomformen eingeteilt. Dabei kommen die ersten fünf am häufigsten vor.

1) Dranginkontinenz
2) Stressinkontinenz
3) Reflexinkontinenz
4) Überlaufinkontinenz
5) Mischinkontinenz
6) Extraurethrale Inkontinenz
7) Lachinkontinenz
8) überaktiven Blase
9) Funktionelle Harninkontinenz

Eine Harninkontinenz kann auch durch einen Unfall verursacht werden, wenn beispielsweise Organe beschädigt wurden. Immer mehr Frauen verlieren während der Schwangerschaft oder nach der Geburt eines Kindes die Kontrolle über die Blase.

Schweregrad
Die Harninkontinenz wird anhand des abgehenden Urinverlustes in verschiedene Schweregrade eingeteilt.

Tröpfelinkontinenz unter 50 ml
Grad 1 50 – 100 ml
Grad 2 100 – 250 ml
Grad 3 über 250 ml

Vorbeugung

  • Präventives Beckenbodentraining ist die wirksamste Methode, um einer Inkontinenz vorzubeugen. Dies gilt insbesondere für Frauen nach der Geburt und für Menschen mit Bindegewebsschwäche.
  • Übergewicht sollte stets vermieden werden, Sport wie Schwimmen oder Radfahren kann Abhilfe schaffen.
  • Die Harnblase sollte regelmäßig trainiert werden, indem man den ersten Harndrang nicht nachgibt und das Wasserlassen hinauszögert. Erst wenn der Harndrang nachlässt, sollte eine Toilette aufgesucht werden. Menschen die regelmäßig aus beruflichen Gründen oder freiwillig Windeln tragen, sollten diese Übung öfters durchführen, da es sonst zu einer Reizblase kommen kann, die sich mit der Zeit zur Harninkontinenz entwickeln kann.
  • Man sollte zudem ausreihend viel trinken, da Flüssigkeitsmangel zu konzentriertem Urin, der den Blasenmuskel reizt, führen kann. Aber Vorsicht, nicht zu viel trinken. Experten empfehlen 2 – 3 Liter Wasser am Tag.
  • Chronischer Husten und Verstopfung belasten den Beckenboden und können eine Inkontinenz begünstigen.

Therapie

Je nach Differenzierung der Inkontinenzarten bzw. -formen kann anhand der Krankheit die Ursache festgestellt werden. Dazu ist ein Besuch beim Urologen zwingend notwendig. Grade für junge Menschen besteht die Chance auf eine Linderung oder Heilung. Beim ersten Gespräch wird eine genaue Befragung (Anamnese), einer körperlichen Untersuchung und Urinuntersuchung durchgeführt. Betroffene sollten ein Trinkprotokoll bzw. Blasentagebuch anlegen, um Unregelmäßigkeiten aufzudecken und die Fragen für die Therapie gut beantworten zu können.

Im weiteren Verlauf wird eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase, der Harnröhre und meist auch der Nieren durchgeführt. Kann der Arzt aufgrund dieser Untersuchungen keine eindeutige Diagnose stellen, wird zusätzlich eine Funktionsprüfung von Blase und Schließmuskel vorgenommen. Dabei handelt es sich um die sogenannte Blasendruckmessung oder Urodynamik.

Auch ein Röntgen der Harnblase oder durch eine Blasenspiegelung kann für die genaue Ursachenforschung hilfreich sein. Diese ist zwingend erforderlich um die richten Therapiemöglichkeiten einzuschlagen. Kann der Urologe im Verlauf der urologischen Untersuchung keine Diagnose stellen, ist es ratsam die Ursache von einem Neurologen oder Psychotherapeuten abklären zu lassen.

Hilfsmittel

Inkontinenzpatienten aus verschieden Hilfsmitteln auf dem Markt das passende für sich auswählen. Neben ableitenden und saugenden Inkontinenzslips, stehen auch Urinalkondome und Katheder zur Verfügung.