Einwegwindeln und Stoffwindeln im Vergleich

In den 50er Jahren waren Stoffwindeln bei Babys und Kleinkinder ganz normal. Stoffwindeln waren früher ökologischer und umweltfreundlicher. 1973 wurde die erste Wegwerfwindel in Deutschland verkauft. Dennoch sind Stoffwindeln nicht ganz aus der Mode gekommen. Von der klassischen Variante bis zum Designer Produkt, ist im Handel alles zu haben. Welche Windel ist nun ökologischer und umweltfreundlicher? Welche Vor- und Nachteile gibt es?

In der Ökobilanz gibt es zwischen Einwegwindeln und Stoffwindeln heute keinen signifikanten Unterschied mehr, dies hat 2005 eine Studie aus Großbritannien ergeben. In Deutschland werden täglich acht Millionen Einwegwindeln in den Müll entsorgt – das entspricht 200.000 Tonnen pro Jahr. Da Windeln zu organischen Abfällen gehören, können diese nur in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. Bei der Verbrennung von Einwegwindeln, entsteht Kohlendioxid. Bei Stoffwindeln hingegen sind es Schadstoffbelastungen, die beim Anbau der Baumwolle entstehen.

Eine Verbesserung der Ökobilanz von Wegwerfwindeln kann nur durch die Hersteller erfolgen, indem diese den Energie- und Wasserverbrauch reduzieren sowie den CO2-Ausstoß bei der Herstellung verringern. Beim Verwenden von Stoffwindeln hängt es vom einzelnen Nutzer ab. Nur Stoffwindeln aus Biobaumwolle und eine moderne Waschmaschine, die wenig Strom und Wasser verbraucht, trägt zur Verbesserung der Ökobilanz bei. Windeldienste mit modernen Großwäscherei könnte ebenfalls eine umweltfreundliche Alternative sein.

Jedes System hat jeweils seine spezifischen Vor- und Nachteile. Die Handhabung von Einwegwindeln ist nicht so zeitaufwendig wie bei Stoffwindeln. Vorteil ist auch, dass diese einfach über den Restmüll entsorgt werden kann. Die Saugleistung ist bei Einwegwindeln deutlich höher und müssen nicht so oft gewechselt werden. Ein Kind verbraucht rund 6.000 Windeln, bis es nach 28 Monaten tagsüber trocken wird. Jede Familie gibt im Durchschnitt rund 800 bis 1000 Euro für Babywindeln aus. Ein Erwachsener mit Harn- und Stuhlinkontinenz benötigt rund 4 – 5 Windeln am Tag. Mit waschbaren Windeln lässt sich bis zu 50 Prozent an Kosten einsparen.

Durch die Verwendung von Stoffwindeln entsteht zwar keine hohen Müllberge, problematisch wird jedoch der Energiebedarf und Wasserverbrauch beim Waschen und Trocknen gesehen. Nicht unerwähnt ist das Abwasser, was wieder aufwendig gereinigt werden muss. Bei Wegwerfwindeln sind es Rohstoffe, beispielsweise die Herstellung des Superabsorbers, ein Kunststoff das besonders viel Flüssigkeit aufnehmen kann, als gefährlich eingestuft wird. Der Umweltschutz steht immer mehr im Fokus. Windelhersteller setzen bei der Entwicklung der klassischen Einwegwindel, immer mehr auf Materien die sich leichter abbauen lassen. Einwegwindeln haben zudem den Vorteil, dass man aus gebrauchten Windeln Energie erzeugen kann. Der Zellstoff, wovon eine Einwegwindel zu 60 Prozent besteht, eignet sich optimal zur Gewinnung von Biogas.

Die Ressourcen sind bei Stoffwindeln geringer. In vielen Alltagssituationen erweisen sich Stoffwindeln als recht unpraktisch. Beispielsweise sind Reisen. Abgesehen, dass Stoffwindeln unter der Kleidung dicker auftragen, ist die Geruchsbelästigung höher. Entscheidender Nachteil zu Wegwerfprodukten sind die hohen einmaligen Anschaffungskosten. Vorteil hingegen das die Temperatur in Stoffwindeln um bis zu zwei Grad niedriger ist, als bei Einwegwindeln. Dies kommt vor allem Jungs zugute, um eine Überhitzung der Hoden zu schützen. Dennoch kann man moderne Stoffwindeln heute nicht mehr mit Müllwindeln vergleichen – die früher häufig verwendet wurden. Die heutigen Modelle sitzen besser und nehmen mehr Urin auf. Der Zeitaufwand beim Wickeln ist geringfügig höher.

Kinder die Stoffwindeln tragen, wurden früher tagsüber mit zwei Jahren trocken. Seit der Einführung der Einwegwindel werden Kinder heute meist viel später trocken. Heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, wenn Kinder mit vier Jahren tagsüber noch Windeln tragen. Im Handel gibt es für jede Altersgruppe mittlerweile die passende Windel. Der Hauptgrund wieso Kinder später trocken werden sind die Materialien in der Windel. Die Flüssigkeit wird zurückgehalten und die Windel fühlt sich über einen längeren Zeitraum dennoch trocken an. Bei Stoffwindeln ist die Rücknässung deutlich höher. Kinder empfinden diese als lästig und können ihre Ausscheidung schneller kontrollieren.

Fazit
Bevor man sich für ein Windelsystem entscheidet, sollte man sich über Kosten und Handhabung informieren. Stoffwindeln sind bei der Anschaffung deutlich teurer, sparen jedoch bis zu 50 Prozent an Kosten ein. Gebrauchte Wegwerfwindeln können einfach in den Restmüll entsorgt werden. Zwar lassen sich Einwegwindeln leichter handhaben, bei modernen Stoffwindeln sind der Zeitaufwand jedoch nicht viel größer. Das Waschen ist bei Mehrwegwindeln natürlich aufwendiger. Krankenkassen übernehmen eine Pauschale an Inkontinenzhilfsmittel, Stoffwindeln werden wahrscheinlich nicht übernommen. Welche Windel man auch verwendet, für jeden Geldbeutel gibt es die passende Windel. Teure Stoffwindeln lassen sich bequem mit Klettverschluss oder Druckknöpfe verschließen. Bei den günstigen Modellen ist die Vorbereitungszeit länger, z.B. wenn die Windel speziell gefaltet werden muss oder Zusammenlegen der Einlagen.