Menschen mit Inkontinenz müssen sich einige Herausforderungen stellen. Die größte Hürde ist dabei das Wechseln des Inkontinenzhilfsmittel unterwegs. Zwar gibt es bundesweit spezielle Wickelräume für Erwachsene, die mit einer Pflegeliege ausgestattet sind, allerdings findet man solche Räume nicht überall in Deutschland. Da bleibt oftmals der Gang zur Toilette nicht erspart, um sein Hilfsmittel im Stehen oder Sitzen zu wechseln.
Anders als in den eigenen vier Wänden erfordert das Wickeln in der Öffentlichkeit Diskretion und gute Planung. In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns mit dem Wickeln in der Öffentlichkeit.
Packen der Wickeltasche
Um einen stressfreien Tag zu ermöglichen, sollten alle notwendigen Utensilien eingepackt werden. Neben ausreichend Ersatzwindeln sind Feuchttücher, Hautschutzcreme oder Puder, Einweghandschuhe, blickdichte Müllbeutel und eventuell Ersatzkleidung wichtig. Sinnvoll ist es auch eine Schutzunterlage mitzunehmen. Grade bei Personen, die sich im Liegen oder Sitzen das Hilfsmittel wechseln möchten, sollten sich vor Bakterien schützen.
Die Utensilien können in einer Umhängetasche oder in einem Rucksack eingepackt werden. Um die Diskretion und Übersichtlichkeit zu bewahren, eignen sich Taschen und Rücksäcke mit mehreren Innenfächern. Notfalls mit einem Reißverschluss verschließbar. Kleinere Tablet-Taschen haben das Notwendige Format, um eine Erwachsenwindel zur verstauen.
Öffentliche Toiletten und Wickelräume
Eine Windel sollte regelmäßig gewechselt werden. Wer das nicht auf einer dreckigen Bahnhofstoilette erledigen möchte, sollte öffentliche Einrichtungen z.B. Krankenhäuser oder städtische Gebäude aufsuchen. Dort fällt in der Regel auch keine Toilettengebühr an.
Klo-Finder-Apps erweisen sich, als sehr hilfreich, um schnell eine Toilette in deiner Nähe zu finden. Etwas Kleingeld für die Benutzungsgebühr sollte man immer dabeihaben. Wickelräume für Erwachsene sind in manchen Bundesländern zwar recht selten, vorhandene Möglichkeiten lassen sich in unserem WickelraumVZ schnell finden. Babywickelräume sind für Erwachsene meist nicht geeignet.
Als Alternative kann man frei zugängliche Behindertentoiletten benutzen. Die meisten sind jedoch mit dem Euro-Schlüssel kostenlos nutzbar. Gute Behindertentoiletten bieten nicht nur mehr Komfort beim Wickeln, sie sind auch mit einem Hygieneeimer ausgestattet.
Wickeln während der Reise
Wer sich unterwegs während der Reise wickeln muss, sollte sich am besten vorab informieren, ob die gewählte Route oder öffentliche Verkehrsmittel über eine Toilette verfügt. Wer sich sein Hilfsmittel nicht im Stehen wechseln kann, sollte seinen Reiseveranstalter nach einer passenden Möglichkeit fragen.
Die Reise mit dem Auto oder vielleicht Wohnmobil / Wohnwagen bietet viele Möglichkeiten, um sich diskret sein Hilfsmittel zu wechseln. An der Autobahn sind ausreichend WC-Anlagen mit Behindertentoiletten vorhanden. Allerdings sollten Toiletten auf Raststätten angefahren werden. Sanitäranlagen auf kleinen Autobahnparkplätzen bieten oftmals nicht die notwendige Sauberkeit.
Die Reise mit dem Zug ist etwas planungsintensiver. Fernzüge sind in der Regel mit mehreren Toiletten ausgestattet. Im Regionalverkehr sind Toiletten nicht in jedem Zug vorhanden. Wer mit dem Nahverkehr anreist, sollte Zwischenstopps bei größeren Bahnhöfen einplanen. Größere Bahnhöfe bieten auch Super- und Drogeriemärkte, wo man sich Nachschub besorgen kann.
Eine günstige Alternative zur Bahn, ist natürlich der Fernbus, mit dem man ebenfalls komfortable reisen kann. Der Fernbus hat allerdings den großen Nachteil, dass der Platz auf der Bordtoilette oftmals nicht ausreicht, um sich die Windel zu wechseln. Oftmals wird bei größeren Busbahnhöfen ein längerer Zwischenhalt vom Anbieter eingeplant. Man sollte vorher den Fahrplan checken, ob während der Pause ein Wechsel des Hilfsmittels möglich ist. Die Bahnhofstoilette bietet mehr Direktion und bessere Entsorgungsmöglichkeiten des benutzen Hilfsmittels als im schwankenden Bus.
Im Flugzeug sieht das deutlich anders aus. Der Platz dürfte ähnlich wie im Fernbus sehr begrenzt sein. Man sollte die Fluggesellschaft vorab informieren, ob ein Wechseln und Entsorgung eines Hilfsmittels überhaupt möglich sind. Man sollte auf Direktflüge verzichten und die Windel auf Flughäfen wechseln. An Flughäfen sind ausreichend sanitäre Anlagen vorhanden, wo ein Wechsel leichter vonstattengehen kann. Eine weitere Schwierigkeit stellt, die begrenze Gepäckmitnahme vor einer logistischen Herausforderung dar. Koffer mit Hilfsmitteln können bei Fluggesellschaften kostenlos aufgegeben werden, allerdings muss das Gepäck im Voraus angemeldet und ein ärztliches Attest vorgelegt werden.
Wem die Reise mit dem Flugzeug zu umständlich ist, findet eine gute Alternative auf Kreuzfahrtschiffen. Viele Reedereien bieten besonderen Service für Menschen mit Handicap. Neben barrierefreie Kabinen können auf Nachfrage größere Mülleimer bereitgestellt werden. Das Wechseln des Hilfsmittels dürfte für viele Betroffene in der eigenen Kabine für die notwendige Diskretion sorgen.
Bei einer mehrwöchigen Schiffsreise ist es ratsam, sich Informationen bei der zuständigen Reederei einzuholen. Man sollte im Vorfeld klären, wie oft der Mülleimer geleert wird. Ratsam ist es, ausreichend blickdichte Müllbeutel mitzunehmen, da Müllbeutel und Hygienebeutel von Reedereien aus Kostengründen eingespart werden können. Bei kleineren Schiffstouren lassen sich benutze Hilfsmittel notfalls beim Landgang entsorgen. Mindestens eine Toilette ist in der Regel vorhanden.
Wickeln in der Schule und Arbeit
Erst kürzlich wurde bekannt, dass immer mehr ältere Schüler:innen in der Schweiz auf Windeln angewiesen sind. In einer Klasse sitzen mehr Windelträger, als es üblich der Fall ist. Ob es in einer Schweizer Schule jedoch einfacher ist, seine Windel zu wechseln, konnten wir nicht überprüfen. Um seine Windel zu wechseln, geht man in der Regel auf WC. Moderne Bildungseinrichtungen bieten zusätzlich Behindertentoiletten mit Pflegeliege. Dort ist das Wechseln des Hilfsmittels für Betroffene deutlich einfacher. Nach dem Anvertrauen eines Vertrauenslehrers ist die Nutzung des Lehrerklos sicherlich möglich.
Auf der Arbeit gehört der Hilfsmittelwechsel zu einer der größten Hürden. Die Diskretion kann bei vielen Arbeitgebern nicht immer gewährleistet werden. Behindertentoiletten sind in der Regel nicht vorhanden, man muss in der Regel mit einer normalen Toilettenkabine vorliebnehmen. In den Zeiten des Umweltschutzes verzichten immer mehr Unternehmen auf Papierhandtücher, dies spart auch den Mülleimer ein. Wobei Hygieneeimer auf Frauentoiletten mittlerweile Standard sind, sucht man diese auf Männertoiletten vergeblich. Oftmals ist es aber nicht notwendig, seinen Arbeitgeber zu informieren.
Windelwechsel auf Klassenfahrt
Anders als in der Schule stellt eine Klassenfahrt für betroffene Schüler und Schülerinnen mit Blasenproblemen eine zusätzliche Belastung da. Für einen diskreten und sensiblen Umgang sollte unbedingt ein Vertrauenslehrer/in oder Begleitperson informiert werden. Auch die Unterkunft sollte im Voraus abgecheckt werden. Einige Einrichtungen bieten für Betroffene möglicherweise ein Einzelzimmer mit eigenem Bad an. Betroffene sollten genug Wechselkleidung dabeihaben. Unfälle lassen sich manchmal nicht ganz vermeiden.
Die Wahl des Hilfsmittels sollte so diskret und sicher wie möglich gewählt werden. Saugstarke Hilfsmittel fallen unter der Kleidung eher auf als dünnere. Bei der Reiseplanung sollten längere Pausen eingeplant werden, um einen Wechsel zur gewährleisten. Um sein Selbstvertrauen zu stärken, sollten Mitschüler aufgeklärt werden, dass Inkontinenz ein medizinisches Problem ist und nichts, wofür man sich schämen muss. Falls Freunde eingeweiht wurden, ist die Übernachtung etwas einfacher.
Wickeln bei Freunden
Freunde und Bekannte, die nicht eingeweiht sind, stellt es für Betroffene vor großen Problemen und eine psychische Belastung dar. Der Wechsel des Hilfsmittels kann oftmals nicht so diskret abgewickelt werden, wie es wünschenswert ist. Auf die richtige Strategie kommt es an. Die Tasche mit den Wickelutensilien sollte so ausgewählt werden, dass problemlos die benutze Windel verstaut werden kann. Die Tasche sollte immer griffbereit in der Nähe des WCs platziert werden. Das macht den Gang mit Tasche auf Toilette vielleicht nicht so auffällig. Das gebrauchte Hilfsmittel sollte in einem parfümierten Müllbeutel in der Tasche zwischengelagert werden. Auf dem Nachhauseweg kann man diese in einem öffentlichen Mülleimer problemlos entsorgen.
Wechseln auf Veranstaltungen
Feiern in der Diskothek oder auf Volksfesten kann großen Spaß machen. Auf Veranstaltungen und Diskotheken stellt das Wechseln des Hilfsmittels eigentlich keine großen Herausforderungen dar. Toiletten sind in der Regel ausreichend vorhanden. Die Entsorgungen der benutzen Windel erfolgt im Mülleimer, der in jeder Toilette steht. Um neugierige Blicke vorzubeugen, sollte das benutze Hilfsmittel in einem blickdichten Müllbeutel gepackt werden. Wer mit dem Thema offen umgeht, kann darauf auch verzichten. Die Realisierung des Hilfsmittels geht oftmals unter.
Wechsel im Schwimmbad
Wer gerne ins Schwimmbad geht, lässt sich von einer Inkontinenz nicht aufhalten. Das Wasser bietet zwar eine gewisse Anonymität und Freiheit, doch die Angst vor Unfällen kann den Badespaß schnell trüben. Einwegprodukte sind fürs Schwimmen eher ungeeignet und wenn nur bei Stuhlinkontinenz verwendbar. Spezielle Inkontinenzprodukte sind zwar von der Anschaffung recht kostspielig, bieten dagegen mehr Sicherheiten. Wer lieber auf der Liege oder Sauna entspannt, sollte sich mit ausreichend Schutz versorgen. Moderne Schwimmbäder verfügen über Behindertentoiletten, wo zugleich das benutze Hilfsmittel entsorgt werden kann. Oftmals ist es ratsam, Schwimmbäder aufzusuchen, außerhalb der Stoß- und Ferienzeiten.
Fazit
Bei guter Vorbereitung ist ein problemloses Wechseln des Hilfsmittels an jedem Ort und auf jeder Reise möglich. Bei einigen Orten wie im Fernbus oder Flugzeug sind die Herausforderung vielleicht etwas höher als mit der Reise im Zug. Flexibler ist es im Auto und noch komfortabler im Wohnmobil. Obwohl immer mehr Bildungseinrichtungen und Arbeitsstätten mit Behindertentoiletten ausgestattet werden, trifft es leider nicht auf die Mehrheit zu. Genauso sieht es mit Wickelmöglichkeiten in Deutschland aus. Klo-Finder-Apps können schnell helfen, um eine nächstliegende Toilette zu finden. Mit der Zeit sinkt das Schamgefühl und man geht offenen damit um. Lieber auf dem Klo sein Hilfsmittel wechseln, als vor allem in nassen Hosen stehen.