Wann spricht man von einer Inkontinenz?

Alltagsfrage Teil 01

200 Millionen Menschen leben auf der Welt nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einer Inkontinenz, davon 8 Millionen Menschen in Deutschland. Die Dunkelziffer dürfte jedoch mittlerweile viel höher sein. Nicht jeder Betroffene ging zum Arzt. Unter den Inkontinenten zählen schon lange nicht mehr nur Babys und ältere Menschen. Auch junge Menschen haben Ausscheidungsproblem und sind auf Hilfsmittel angewiesen. Eine Inkontinenz wirft viele Fragen auf. Doch selten erhält man eine fachliche Antwort im Internet. Ich werde in mehreren Teilen, Fragen rund um Inkontinenz, Hilfsmittel und Therapien erläutern.

Jeder Mensch kommt naturgemäß Inkontinent zur Welt. Die Kontrolle über die Blase und Schließmuskels erlernen einige Kinder von 18 Monaten, während andere erst mit vier oder fünf Jahren trocken werden. Im Alter steigt das Risiko wieder auf Windeln angewiesen zu sein. Laut Fachgesellschaften ist man offiziell Inkontinent, wenn man bereits Urin in Tröpfchen verliert. Inkontinenz bezeichnet den Verlust von Urin oder Stuhl bzw. das Nichterlernen der Blase oder des Schließmuskels.

Nicht jedes Kind was bereits tagsüber trocken ist, wird auch automatisch nachts trocken. 120.000 bis 160.000 Kinder im Alter von fünf Jahren und etwa 640.000 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sind vom Bettnässen betroffen. Die Dunkelziffer dürfte auch hier wahrscheinlich höher sein.

Bei den Teenagern und Erwachsenen sind es noch ca. 1 – 2 Prozent die nachts ins Bett machen. Jungen werden später trocken als Mädchen und die Zweit- bzw. Drittgeborenen benötigen kürzer die Windel wie die Erstgeborenen. Von nächtlichem Einnässen (Enuresis) sprechen Experten, wenn das Kind nach dem 5. Lebensjahr immer noch oder wieder nach einer halbjährigen Trockenphase öfters nachts ins Bett macht.

Die Blasenkontrolle entwickeln inkontinente Kinder langsamer, als bei anderen Kindern. Dies ist überwiegend genetisch bedingt. Die Sauberkeitserziehung spielt dabei keine Rolle. Da Bettnässen vererbbar ist, kann dies auf die Kinder übertragen werden. In seltenen Fällen ist das Bettnässen auf eine Störung der Niere oder Blase zurückzuführen. Auslöser für Rückfälle sind oftmals psychosoziale Gründe. Dazu führen Trennungen der Eltern oder Stress in der Schule. Eine Untersuchung beim Arzt kann dazu beitragen, die Ursache das Einnässen zu ermitteln und eine Behandlung beginnen.

Das Zusammenspiel zwischen Blase und Gehirn funktioniert so. Flüssigkeit und Nahrung gelangt über die Speiseröhre in den Magen und später in den Darm. Dort wird die Flüssigkeit durch die Darmschleimhaut vom Blutkreislauf aufgenommen. Das Herz versorgt den ganzen Körper mit Blut. Die Nieren filtern, reinigen und befreien das Blut vom überflüssigen Wasser. Daraus wird zusammen mit den Abfallstoffen Urin. Über den Harnleiter gelangt es in die Blase wo er gesammelt wird. Diese dehnt sich im Alter wie ein Luftballon auf. In der Blasenwand kommunizieren Nerven mit dem Gehirn und melden, wenn die Blase drückt. Je kleiner das Blasenvolumen ist, desto öfter muss man sie entleeren.

Bei Babys regiert das Gehirn spontan mit dem Befehl an den Schließmuskel der Blase. Dieser entspannt sich, die Muskulatur öffnet die Harnröhre und die Blase entleert sich. Im zunehmenden Alter und Reife erwirbt das Kind die Fähigkeit, diesen Reflex nicht nachzugeben und erst zu öffnen wenn eine Toilette verfügbar ist. Erst bei abschloss dieses Reifungsprozesses, funktioniert es auch im Schlaf. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Hormon Adiuretin. Dies steuert die Urinproduktion. Die Produktion beginnt ab dem 2 – 3 Lebensjahr. Je mehr Adiuretin gebildet wird, desto weniger Urin wird produziert. Die Ursachen für das Bettnässen können verschiedene sein, worauf ich später eingehen werde.