Das Windel-Kartell

Obwohl Inkontinenz als Volkskrankheit gilt, ist die Versorgung mit Inkontinenzhilfsmittel katastrophal. Der Meinung ist auch Stefan Süß vom Selbsthilfeverband Inkontinenz. Um Kosten zu sparen setzen Krankenkassen auf Billiganbieter. Betroffene müssen mit leistungsschwachen Produkten vorlieb nehmen. Süß sieht die Apotheken in der Pflicht, gemeinsam mit den Betroffenen zu protestieren.

Nach dem Selbsthilfeverband Inkontinenz zahlen 80 bis 95 Prozent der Kassenpatienten bei Inkontinenzprodukten drauf oder übernehmen die kompletten Kosten. Pro Monat kommen laut einer Umfrage des Verbandes, rund 50 – 100 Euro für Windeln zusammen, die Patienten müssen dies aus eigener Tasche zahlen. Die Kassen beteiligen sich von 15 bis 31 Euro.

Je nach schweregrad der Inkontinenz benötigt ein Betroffener  bis zu 6 Windeln am Tag. Wir gehen von drei Windeln am Tag plus eine für der Nacht aus. Dies entspricht 124 Windeln im Monat und verursacht 50 Euro an Kosten. Bei den meisten Krankenkassen liegt die Zuzahlung bei maximal 10 Euro für jedes Hilfsmittel. Markenprodukte waren noch nie ohne Aufpreis zu bekommen. Erst mit der Einführung der Ausschreibungen mit Exklusivpartnern vor fünf Jahren, hat sich der Markt gekippt zum Nachteil von Betroffenen verändert.

Die Lieferanten spekulieren meist schon darauf, dass Versicherte lieber zum Markenmodell greifen, als die kostenfreien Billigwindeln zu nehmen. Die Kassenwindeln erfüllen ihren Zweck oft nicht. Bei starker Inkontinenz oder eine schwallartige Blasenentleerung ist die Kapazitätsgrenze der Windel meist erreicht. Die Billigwindeln verfügen meist nicht über ausreichend Superabsorber (SAP). Bei einigen verzichtet man sogar ganz drauf.  Krankenkassen Sparen am falschen Ende, weil man logischerweise mehr Windeln benötigt. Sie verdoppelt auch die Müllberge.