Weichmacher im Urin vieler Menschen entdeckt

Die aktuellen Untersuchungen des Umweltbundesamts haben alarmierende Ergebnisse zutage gefördert: In jeder vierten Urinprobe wurden Rückstände von MnHexP gefunden, einem Metaboliten des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat, der bereits seit Februar 2023 in der EU verboten ist. Dieses Verbot wurde eingeführt, weil der Weichmacher potenziell die Fortpflanzungsorgane von Föten schädigen und bei Erwachsenen das Risiko für ernsthafte Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen kann. Die Ergebnisse sind Teil der „6. Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit“, die noch nicht abgeschlossen ist und zeigen, dass trotz des Verbots dieser gefährliche Stoff immer noch in menschlichen Urinproben nachgewiesen werden kann.

Besonders besorgniserregend ist der Befund, dass insbesondere bei Kindergartenkindern in Nordrhein-Westfalen ein massiver Anstieg von Di-n-hexyl-Phthalat festgestellt wurde. Die Daten legen nahe, dass sich die Anzahl der belasteten Proben in einem Zeitraum von drei Jahren mehr als verdoppelt hat und die Konzentration des Weichmachers bei betroffenen Kindern sogar um das Zehnfache gestiegen ist. Diese erschreckenden Ergebnisse haben zu einer intensiven Suche nach den Belastungsquellen geführt, bei der sowohl die Europäischen Umwelt- und Chemikalienbehörden als auch die Politik involviert sind.

Die Quellen für MnHexP sind vielfältig. Ursprünglich wurde dieser Weichmacher eingesetzt, um PVC-Produkte flexibler zu machen. Trotz des Verbots könnte er noch in älteren Produkten innerhalb der EU oder in importierten Waren enthalten sein, die nicht den EU-Chemikalienstandards entsprechen. Dies ist besonders problematisch im Hinblick auf den wachsenden Online-Handel, der eine Kontrolle und Überwachung erschwert. Ein Rechtsgutachten des BUND aus dem Jahr 2023 stellt fest, dass die aktuellen Gesetze noch auf die analoge Welt zugeschnitten sind und nicht ausreichend greifen, um derartige Probleme effektiv zu adressieren. Eine Marktrecherche des BUND zeigt zudem, dass online gekauftes Spielzeug oft hohe Konzentrationen an Weichmachern, krebserregenden Nitrosaminen oder hormonell schädlichem Bisphenol A aufweist.

Die schädliche Wirkung hormonell aktiver Schadstoffe, auch in geringen Mengen, unterstreicht die Dringlichkeit eines vollständigen Verbots von Phthalat-Weichmachern wie DnHexP. Die aktuellen Funde von MnHexP illustrieren die signifikanten Defizite in der Regulierung von gefährlichen Chemikalien innerhalb der EU. Die durchschnittliche Dauer von acht bis zwölf Jahren, die benötigt wird, um einen potenziellen Schadstoff durch alle Regulierungsinstanzen zu bringen, ist zu langsam, um auf die schnelllebigen Entwicklungen am Markt adäquat zu reagieren.

Um sich vor diesen und anderen gefährlichen Stoffen zu schützen, ist es ratsam, auf plastikfreie und schadstofffreie Produkte umzusteigen. Es gibt gesunde Alternativen, wie Puppen aus unbedenklichen Textilien oder Spielzeug aus zertifiziertem Holz. Naturkosmetika bieten eine schadstofffreie Option für die Körperpflege. Die BUND-ToxFox-App kann eine wertvolle Hilfe sein, um Produkte auf das Vorhandensein von hormonellen Schadstoffen und anderen gefährlichen Substanzen zu überprüfen, sodass Verbraucherinnen und Verbraucher informierte Entscheidungen treffen können. Diese Entwicklungen fordern ein Umdenken in der Produktion und im Konsumverhalten, um die Gesundheit der Bevölkerung und insbesondere die der Kinder zu schützen.