Reform der ärztlichen Ausbildung duldet keinen weiteren Aufschub

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hat eindringlich an die politischen Entscheidungsträger appelliert, die längst überfällige und notwendig erachtete Reform des Medizinstudiums in Deutschland energisch voranzutreiben. Diese Reform, die Teil des ambitionierten „Masterplans Medizinstudium 2020“ ist, welcher bereits im März 2017 einvernehmlich von den Vertretern des Bundes und der Länder verabschiedet wurde, hat bislang einen erheblichen Verzug von vier Jahren erfahren.

Dr. Reinhardt äußerte seine tiefe Sorge darüber, dass die Reform, die einen wesentlichen Schritt zur Modernisierung der medizinischen Ausbildung darstellt, möglicherweise auf den letzten Metern zu scheitern droht, insbesondere nachdem eine für Februar geplante Kabinettsbefassung ausfiel und bislang nicht erneut angesetzt wurde. Ein wesentlicher Streitpunkt ist die Beteiligung des Bundes an den Folgekosten der Reform, was von den Bundesländern gefordert wird, jedoch bisher vom Bund abgelehnt wurde.

Ein zentraler Aspekt der von der Bundesärztekammer unterstützten Reform ist die verstärkte Integration von praktisch-klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Inhalten im Medizinstudium. Diese Integration zielt darauf ab, den Studierenden eine umfassendere und anwendungsbezogene Ausbildung zu bieten, die sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Fertigkeiten in Einklang bringt. Vor dem Hintergrund eines sich verschärfenden Mangels an Hausärzten in Deutschland ist es zudem von kritischer Bedeutung, die Rolle und Ausbildung in der Allgemeinmedizin innerhalb des Medizinstudiums zu stärken und auszubauen.

Des Weiteren unterstreicht die Bundesärztekammer die Bedeutung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM), der im Rahmen der Reform als maßgebliche Grundlage für die Gestaltung des Medizinstudiums verankert werden soll. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung des NKLM soll sichergestellt werden, dass die Lehrinhalte des Medizinstudiums stets aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxisanforderungen widerspiegeln, um so die Qualität der ärztlichen Ausbildung kontinuierlich zu verbessern und an die dynamischen Entwicklungen im Gesundheitswesen anzupassen.

Dr. Reinhardt machte deutlich, dass die Verantwortung für eine zeitgemäße und qualitativ hochwertige medizinische Ausbildung bei Bund und Ländern liegt. Er betonte, dass trotz bestehendem Verbesserungsbedarf bei einigen Aspekten der Reform, wie beispielsweise der Einführung einer Aufwandsentschädigung für Studierende im Praktischen Jahr (PJ) und der qualitätssichernden Einbindung der Landesärztekammern in die Auswahl und Überprüfung der Lehrpraxen, die Reform dringend umgesetzt werden muss. Zudem sprach sich Dr. Reinhardt für eine differenzierte Handhabung von Fehlzeiten im PJ aus, um eine flexible und realitätsnahe Ausbildungsgestaltung zu ermöglichen.

Die Notwendigkeit einer umfassenden Reform des Medizinstudiums wurde auch auf dem 127. Deutschen Ärztetag 2023 in Essen hervorgehoben. Dort wurde die Dringlichkeit betont, die medizinische Ausbildung zu modernisieren, um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige und patientenorientierte ärztliche Versorgung in allen Regionen Deutschlands sicherzustellen.