Mit Inkontinenz auf Reisen – ein lösbares Problem

Die Sommerferien stehen in Deutschland vor der Tür. Millionen Deutsche fahren in den Urlaub. Auch mit Inkontinenz muss man nicht zwingend seine Ferien in der Nähe der Toilette verbringen. Dank moderne Therapien und Hilfsmittel hat sich dies  mittlerweile geändert. So ermöglichen gut aufsaugende Windeln und Vorlagen die gewohnte Teilhabe am sozialen Leben. Dennoch scheuen sich viele Betroffene, die bekannte Umgebung zu verlassen und Urlaub zu machen.

Prof. Dr. Ursula Peschers, Chefärztin für Gynäkologie, Urogynäkologie und rekonstruktive Beckenbodenchirurgie am Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum München kennt die Herausforderungen, die eine Reise an Inkontinente stellt. Sie gibt die wichtigsten Tipps für einen gelungenen Urlaub, diese ich dir nicht vorenthalten möchte.

Extragepäck beim Flug
Hilfsmittel können auf einigen Flügen als kostenloses Sondergepäck aufgegeben werden. Wichtig ist, dies bereits bei der Buchung anzukündigen. Über die aktuellen Konditionen informiert die jeweilige Fluggesellschaft. Ein Vorrat an Inkontinenzhilfsmittel für einige Tage gehört aber immer ins Handgepäck, falls das Fluggepäck verloren geht.
Um die Abfertigung am Flughafen zu erleichtern sollte man ein ärztliches Attest über den Bedarf an Hilfsmitteln und Medikamenten mitführen. Für bestimmte Produkte gibt es als Formular hierfür einen bereits mehrsprachig formulierten Hilfsmittelpass, der über den Hersteller zu beziehen ist.

Die Fluggesellschaften müssen vor Antritt der Reise informiert werden. Ein ärztliches Attest sowie Maße und Gewicht ist für die kostenlose Mitnahme des Gepäcks erforderlich. Die Lufthansa bietet je nach gebuchten Serviceklasse, Freigepäcke an.

Medical Operation Center
Deutsche Lufthansa AG
FRA PM/C
Lufthansa Basis / Tor 21
D-60546 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0) 69 696 55077
Fax: +49 (0) 69 696 83677
E-Mail: medicaloperation@dlh.de

Austrian Airlines
Customer Relations
Flughafen Wien
PO Box 33
A-1300 Wien
Österreich
Fax: +43 – 5 – 1766 – 51000
E-Mail: customer.relations@austrian.com

Swiss International Air Lines AG
Feedback Management
P.O. Box 4002 Basel
Schweiz
Fax: +41 58 584 26 14

Autoreisen
Wer mit dem eigenen Auto anreist, kann einfacher mitnehmen, was benötigt wird. Doch was tun, wenn plötzlich ein Stau entsteht? Für diese Notfälle gibt es Einwegtoiletten im einschlägigen Online-Versandhandel und bei Outdoor-Ausstattern zu kaufen. So bestimmt nicht das Reisetempo den Wohlfühlfaktor. Eine zusätzliche Übersicht über die Rastplätze auf Ihrer Route ist über den Routenplaner des ADAC online unter http://maps.adac.de/verfügbar. Und wer ganz sicher gehen will, dass er nicht an der Schlange für die Toiletten anstehen muss, kann sich den Euroschlüssel besorgen. Dieser ermöglicht europaweit Zugang zu Behindertentoiletten. Zu beziehen ist der Schlüssel beim CBF Darmstadt, Pallaswiesenstr. 123a, 64293 Darmstadt gegen ein entsprechendes Attest und eine Gebühr von 20,00 Euro. Details unter www.cbf-da.de.

Medikamente unterwegs
Am einfachsten ist die Medikamentenversorgung im Urlaub, wenn der Arzt vorher einen ausreichenden Vorrat verschreibt. Auch in diesem Fall sollten die Arzneimittel auf Handgepäck und Reisegepäck verteilt werden. Damit nichts schiefgehen kann, sollte man sich erkundigen, wo am Urlaubsort die nächste Apotheke zu finden ist.

Hilfsmittel und Medikamente am Urlaubsort beschaffen
Wer keine Möglichkeit sieht, einen Vorrat der vertrauten Präparate mitzuführen, sollte den Hersteller kontaktieren. Bei Auslandsreisen ist es wichtig zu wissen, unter welchem Handelsnamen das Medikament in dem betreffenden Land geführt wird. Diesen kann man beim Hersteller erfragen. Die Produzenten von Hilfsmitteln können Patienten eine Übersicht der Vertriebspartner im jeweiligen Urlaubsland zukommen lassen. Leider gibt es jedoch Länder, in denen Hilfsmittel nur sehr schwer oder gar nicht zu beschaffen sind. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, sich selbst ein Paket mit allem, was benötigt wird, an den Urlaubsort vorauszusenden.

Entsorgung von Hilfsmitteln unterwegs
Unterwegs stellt sich häufig heraus, dass es gar nicht so einfach ist, Hilfsmittel auch wieder zu entsorgen. Hier hat es sich als große Hilfe erwiesen, immer Mülltüten, die man zuknoten kann, dabeizuhaben. Diese können dann guten Gewissens auch neben den häufig viel zu kleinen Abfallcontainern deponiert werden.

Ruhiger Nachtschlaf
Das Gefühl von Sicherheit ist eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Schlaf. Doch häufig werden im Moment des Einschlafens Zweifel wach, ob die eingesetzten Hilfsmittel auch wirklich dicht halten. Um diesen Zweifeln vorzubeugen und sich den Gang zum Hotelpersonal zu ersparen, falls wirklich mal ein Malheur passiert, ist es sinnvoll, auch eine wasserdichte Bettauflage einzupacken.

Insgesamt bedeutet es etwas mehr Aufwand, bei der Urlaubsreise die Inkontinenz zu berücksichtigen. Wer zum ersten Mal auf diese Art verreist, sollte auf jeden Fall seinen Arzt ansprechen, was noch zu bedenken ist und generell abklären, ob die Behandlung optimiert werden kann. Geeignete Ansprechpartner sind zum Beispiel die durch die Deutsche Kontinenz Gesellschaft zertifizierten ärztlichen Beratungsstellen oder Kontinenz- und Beckenboden Zentren. Eine entsprechende Liste ist auf http://www.kontinenz-gesellschaft.de zu finden.