Keine Angst vorm Windelkauf

Kannst du dir vorstellen, ins nächste Sanitätshaus zu gehen, um für dich nach Windeln zu fragen? Nein. Dann geht es dir wie vielen anderen Betroffenen. Inkontinente Jugendliche und Erwachsene, die auf saugstarke Windeln angewiesen sind und die Hilfsmittel nicht über ein Rezept beziehen möchten, können ihre Hilfsmittel im nächsten Sanitätshaus kaufen. Zwar führen mittlerweile auch Drogerie- oder Supermärkte größere Windeln, bei den Produkten handelt es sich meist um Höschenwindeln (Pants) und sind jedoch meist nur für leichte Inkontinenz geeignet. Weiterer Nachteil ist auch, dass der Einzelhandel meist nur Hilfsmittel in Größe Large führt.

Windeln in einem Sanitätshaus zu kaufen, ist eigentlich nichts anders als Klopapier im Drogeriemarkt zu kaufen. Viele schämen sich dennoch vor dem Windelkauf, für manche ist es sogar eine wahre Horrorvorstellung beim Verkaufspersonal nach Windeln zu fragen. Vor allem, wenn die Verkäuferin etliche Jahre jünger ist. Grade in Sanitätshaus muss man sich keineswegs schämen, wenn man auf Windeln angewiesen ist. Ganz im Gegenteil. Inkontinenz ist in Deutschland eine weitverbreitete Krankheit. Hilfsmittel wie Windeln erleichtern den Betroffenen den Alltag und können so wieder am täglichen Leben teilnehmen.

Bevor man in einem Sanitätshaus geht, sollte man sich vorab im Internet informieren, welche Windeln auf dem Markt verfügbar sind. Hilfreich ist auch, wenn man die benötige, Saugstärke kennt, also wie viel Urin man in der Zeit X verliert.

Als Richtwert sollte eine Windel tagsüber 4 Stunden und nachts 8 Stunden ohne auslaufen überstehen. Den Urinverlust kann man anhand eines Blasentagebuchs feststellen. Entweder man wiegt die volle Windel (Bruttogewicht) nach Gebrauch oder man nimmt einen Becher. Das Nettogewicht muss hinterher von Bruttogewicht natürlich abgezogen werden.

Beispielrechnung
Das Nettogewicht der Windel wiegt 100g. Nach Gebrauch wiegt die 1000g. Minus des Nettogewichts beträgt die Füllmenge nun 900g (ml). Also sollte die Windel nach ISO-Wert mindestens 2000 ml aufnehmen können.

In größeren Sanitätshäusern findet man verschiedene Produkte in unterschiedlichen Saugstärken und Größen in einem Regal. Das macht den Windelkauf natürlich bequemer und einfacher. Sein Wunschprodukt kann man schnell an der Kasse zahlen. Aus Platzgründen befinden sich allerdings meist die Hilfsmittel nicht im Verkaufsraum. Man muss das Verkaufspersonal gezielt darauf ansprechen. Für sie ist das ganz normal. Falls man sich mit den Windeln nicht auskennt, erhält man auf Wunsch auch eine Beratung. Dort lernt man auch die Handhabung kennen. Man sollte im Vorhinein im Klaren sein, ob eine Vorlage oder Pants ausreichen, oder doch lieber Windelslips (Windeln mit Klebestreifen) tragen möchte.

Da Inkontinenzhilfsmittel auch von der Krankenkasse übernommen werden, wollen manche Verkäuferinnen vielleicht wissen, für wem die Windeln sind und ob ein Rezept vorhanden ist. Mit den Verkäufern kann offen über das Thema reden. Alternativ kann sich auch vorbereiten, wenn man keine Beratung benötigt. Auf einem Zettel sollte das Produkt, Saugstärke und Größe stehen. Optimal wäre noch die Hilfsmittelnummer oder PZN. Ein gut sortiertes Sanitätshaus hat verschiedene Marken und Saugstärken im Sortiment. Mittlerweile ist es jedoch üblich, dass Sanitätshäuser meist Hilfsmittel eines Herstellers führen. Meist werden Inkontinenzhilfsmittel von Tena, Molicare, Attends und Seni angeboten.

Wer sich absolut nicht überwinden kann, seine Windeln im Sanitätshaus zu kaufen, kann seine Hilfsmittel auch im Internet erwerben. Versandapotheken und Inkontinenzdiscounter gibt es wie Sand am Meer. Der Windelkauf lässt sich innerhalb weniger Minuten bequem per Mausklick vom heimischen PC oder unterwegs via. Smartphone erledigen. Ein Versandhändler ist meist auch noch billiger als das Sanitätshaus um die Ecke. Man muss seine Windeln auch nicht nach Hause schleppen. Allerdings erhält man keine Beratung.

Für eine Erstberatung ist ein Sanitätshaus wahrscheinlich unabdingbar. Vor allem für inkontinente Menschen die sich mit dem Thema noch nicht so auskennen, sollten sich im Sanitätshaus ausführlich beraten lassen. Zusammen mit der Fachkraft wird das optimale Hilfsmittel herausgesucht. Im Sanitätshaus erhält man auch verschiedene Produkte als kostenlose Probe. Um einen Test kommt man nicht drumherum. Schließlich sollte die Windel nicht auslaufen und muss bequem sitzen. Auch in unserem Ressort „Ratgeber“ findet man zahlreiche Artikel, die dir helfen können.