74. DGU-Kongress endet heute in Hamburg

DGU-Kongress

Gelungene Premiere im neuen Congress Center Hamburg (CCH): Mehr als 6500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland haben den 74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) vom 21. bis 24. September 2022 im Zentrum der Hansestadt persönlich vor Ort besucht.

„Das umgebaute CCH hat unsere Erwartungen an ein modernes Kongresszentrum mehr als erfüllt, und dass die Besucherzahlen wieder das Niveau wie vor der Corona-Pandemie erreicht haben, ist eine sehr gute Nachricht für den konstruktiven wissenschaftlichen Austausch in unserem Fachgebiet“, resümiert Prof. Dr. med. Margit Fisch, die in der über 100-jährigen Geschichte der Fachgesellschaft als erste Frau das Amt der DGU-Präsidentin bekleidete und den weltweit drittgrößten Urologie-Kongress in der Hansestadt leitete. Aktuelle Themenschwerpunkte unter dem Kongressmotto „Gemeinsam Zukunft Gestalten“ hatte die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Urologie im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) bei der Förderung der Frauen in der Urologie, bei der intersektoralen Versorgung sowie der individualisierten und interdisziplinären Medizin gesetzt. „Der über die Fachgruppen hinweg stärkste Versorgungszuwachs von mehr als 20 Prozent bis 2035 macht die Urologie zum Zukunftsfach. Dafür gilt es, in der heute weiblich dominierten Medizin vor allem Frauen für die Urologie zu gewinnen und familienfreundliches Arbeiten zu ermöglichen, um sie dauerhaft im Beruf zu halten. Ebenso gilt es, neue Therapien in neuen Versorgungsformen effektiv erbringen zu können“, so Prof. Fisch.

Dass die Fachgesellschaft mit der Harmonisierung der Behandlungs- und Qualitätsstandards durch ihr umfängliches Leitlinienangebot bereits fundamentale Bausteine für eine sektorenübergreifende Versorgung gelegt hat und damit im Zusammenspiel zwischen ambulanter und stationärer Urologie eine sehr hohe Qualität garantiert sei, betonte DGU-Generalsekretär Univ.-Prof. Dr. med. Maurice Stephan Michel in der Eröffnungs-Pressekonferenz in Hamburg.

Dort stellte DGU-Pressesprecher Prof. Dr. med. Christian Wülfing auch das neue Patientenportal der „Urologischen Stiftung Gesundheit“ der DGU vor, mit dem die Fachgesellschaft unter www.urologische-stiftung-gesundheit.de die urologische Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken will. Außerdem gab Prof. Wülfing in Hamburg den Startschuss für eine neue von ihm initiierte Öffentlichkeits-Kampagne der DGU zur Prostatakrebsfrüherkennung. „Gemeinsam die Früherkennung anstoßen“, lautet das Motto der Aktion, die mit dem alkoholfreien Kaltgetränk „Prostata! Das Bier“ ungewöhnliche Wege geht, um Aufmerksamkeit für ein ernstes Thema zu schaffen und via QR-Code auf dem Flaschenetikette auf einer eigens gelaunchten Webseite über die Prostatakrebsfrüherkennung informiert.
Dem Fachpublikum wurde auf dem 74. DGU-Kongress erstmals die neue S2e-LL zur standardisierten urologischen Diagnostik und Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung vorgestellt. Sie führt die bisherigen Einzelleitlinien Diagnostik des Benignen Prostatasyndrom (BPS) und Therapie des Benignen Prostatasyndrom (BPS) in einer gemeinsamen Leitlinie zusammen.

Zu den renommierten Gastrednern in Hamburg zählte Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Dresden, der als einer der bekanntesten deutschen Hämatologen und Onkologen und Mitbegründer der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) auf neue Möglichkeiten der Immuntherapie in der Uroonkologie blickte. Wichtige Impulse setzte die DGU auch bei Herausforderungen neben dem urologischen Tellerrand: So sprach Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, Ph.D., Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung zum Thema „Arbeit aufwerten – Demokratie stärken“ und die Virologin Prof. Dr. med. Marylyn Addo, Hamburg, zog Lehren aus der COVID-19-Pandemie. Mit dem Thema Nachhaltigkeit in Klinik und Praxis hat DGU-Präsidentin Fisch in der Hansestadt einen Aufruf für eine grüne Urologie gestartet.
Traditionell fanden im Rahmen der DGU-Jahrestagung ein Pflegekongress für die urologischen Pflege- und Assistenzberufe, ein Schülerinnen- und Schülertag sowie ein Studierendentag für den medizinischen Nachwuchs statt.

Die historische Ausstellung der DGU widmete sich in diesem Jahr ebenfalls den Frauen in der Urologie: Die Historiker nahmen den „gender award gap“ in den Fokus und präsentierten in Hamburg interessante Exponate zu teils unbekannten Preisen und frühen Urologinnen.
Auf dem Patientenforum im CCH konnten sich Interessierte über das Nächtliche Einnässen beim Kind, Harnwegsinfekte und Inkontinenz der Frau sowie die Prostatakrebsfrüherkennung informieren.

Mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., der Maximilian Nitze-Medaille für besondere Verdienste für das Fach Urologie wurde in der Hansestadt Prof. Dr. med. Helmut Haas, Heppenheim, geehrt. Mit dem Maximilian Nitze-Preis erhielten Prof. Dr. med. Isabel Heidegger-Pircher, Innsbruck, und PD Dr. med. Charis Kalogirou, Würzburg, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Fachgesellschaft.

Der Medienpreises Urologie 2022 ging an Anika Tietze und Stefan Hoge, Leipzig, für den Film „Wundersaft Sperma: Ein Teelöffel Erbinformation“, 3SAT.

Bei den turnusgemäßen Vorstandswahlen auf dem 74. DGU-Kongress wurde DGU-Generalsekretär Univ.-Prof. Dr. med. Maurice Stephan Michel für eine dritte Amtszeit an die Spitze der mit über 7200 Mitgliedern größten nationalen Urologen-Vereinigung Europas gewählt.
Univ.-Prof. Dr. med. Bernd Wullich, Erlangen, wurde zum 2. DGU-Vizepräsidenten gewählt; Prof. Dr. med. Jürgen Gschwend, München, rückte damit zum 1. Vizepräsidenten auf.
Neu in den Vorstand gewählt wurde Univ.-Prof. Dr. med. Axel Merseburger, Lübeck. Er folgt Prof. Dr. med. Christian Wülfing im Amt des DGU-Schriftführers und Pressesprechers. Ebenfalls neu in das Gremium gewählt, wurde Prof. Dr. med. Laura-Maria Krabbe, Münster. Sie folgt Prof. Dr. med. Susanne Krege, Essen, im Vorstandsressort Leitlinien und Qualitätssicherung.

Mit der traditionellen Amtsübergabe endete der 74. DGU-Kongress: Prof. Dr. med. Margit Fisch, übergab die Präsidentschaft an Prof. Dr. med. Martin Kriegmair, München, der den 75. DGU-Kongress vom 20. bis 23. September 2023 im Congress Center Leipzig leiten wird.