Toiletten für alle im neuen DIN-EN-Norm-Entwurf für Barrierefreies Bauen!

Noch immer haben Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen sowie Personen mit alters- oder krankheitsbedingter Inkontinenz, so gut wie keine Möglichkeit, öffentlich zugängliche Toiletten und Sanitäreinrichtungen zu nutzen. Das betrifft insbesondere Menschen, die zum Umsetzen ein Liftersystem benötigen und die aufgrund ihres hohen Pflegebedarfs oder zum Wechseln von Inkontinenzeinlagen eine Pflegeliege benötigen. Weil geeignete Toilettenräume mit dieser Zusatzausstattung fehlen, sind Menschen mit Komplexer Behinderung und Inkontinenz vielfach von der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ausgeschlossen. Ohne die Möglichkeit, unterwegs eine öffentliche Toilette aufsuchen zu können, bleiben ihnen Aktivitäten wie Ausflüge und Reisen oder Besuche von Veranstaltungen verwehrt.
Die Stiftung Leben pur setzt sich aus diesem Grund seit über sechs Jahren für „Toiletten für alle“ ein – Sanitärräume, die zusätzlich zu einem barrierefreien und rollstuhlgerechten WC mit einem Decken- oder Standlifter und mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene ausgestattet sind. Durch intensive Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit sind inzwischen 62 „Toiletten für alle“ in Deutschland entstanden. Diese Zahl ist jedoch für eine flächendeckende Versorgung mit geeigneten Sanitärräumen in ganz Deutschland noch lange nicht ausreichend.
Nach vielen Jahren bietet die aktuell anstehende Überarbeitung der DIN 18040 für „Barrierefreies Bauen“ nun die große Chance für eine nachhaltige Verbesserung. Zur großen Freude der Stiftung Leben pur wurden „Toiletten für alle“ für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen im Entwurf der neuen europäischen Norm aufgenommen! In der DIN EN 17210, welche zukünftig die DIN 18040 ablösen soll, sind bereits viele grundlegende Anforderungen an „Toiletten für alle“ verankert. Innerhalb einer Frist bis Juli dieses Jahres besteht nun die Möglichkeit, die Anforderungen an „Toiletten für alle“ für Deutschland zu kommentieren bzw. zu ergänzen. Vor allem der im DIN-EN-Norm-Entwurf genutzte Begriff „Changing Places“, welcher aus dem Projektursprungsland Großbritannien stammt, sollte in Deutschland „Toiletten für alle“ lauten, da dieser Begriff bei Nutzer*innen sowie deren Angehörigen und Multiplikatoren bereits bundesweit eine große Bekanntheit hat.
Setzen Sie einen Kommentar für den deutschen Begriff „Toiletten für alle“
Stiftung Leben pur lädt dazu ein, gemeinsam auf die Notwendigkeit der Aufnahme des Begriffs „Toiletten für alle“ aufmerksam zu machen. Durch eine große Anzahl an Kommentaren, die für den Begriff „Toiletten für alle“ plädieren, erhofft sich Stiftung Leben pur, dass dieser in der neuen DIN-EN-Norm verankert sein wird.
Das Thema „Barrierefreies Bauen“ wurde nach Angaben des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN) unter einem Normungsauftrag durch ein europäisches Gremium erarbeitet und es soll eine komplette Überarbeitung der nationalen Normen DIN 18040-1:2010-10, DIN 18040-2:2011-09 und DIN 18040-3:2014-12 geben. Der Entwurf der DIN EN 17210 ist bis 03. Juli 2019 im Norm-Entwurfs-Portal zu finden. Bis zu dieser Frist hat jede*r die Möglichkeit, mithilfe der Kommentarfunktion eine Stellungnahme zu verfassen, die im deutschen Ausschuss diskutiert wird und im Falle einer Zustimmung als deutscher Kommentar an das zuständige europäische Gremium weitergeleitet wird.
In nur drei Schritten haben Sie die Möglichkeit, einen Kommentar zu verfassen und sich für „Toiletten für alle“ einzusetzen:
1. Registrieren Sie sich beim Deutschen Institut für Normung e. V. mit einem eigenen Profil unter www.din.de.
2. Unter dem Menüpunkt „Mitwirken“ ⇒ „Norm-Entwurfs-Portal“ ⇒ „Einsprecher werden“ können Sie das Formular zur Einräumung von Urhebernutzungsrechten anfordern. Das Formular wird Ihnen dann per E-Mail zugesendet und muss unterschrieben an DIN per Post zurückgesendet werden.
3. Nachdem der Eingang des Formulars von DIN per E-Mail bestätigt wurde, können Sie nach der Anmeldung Ihre Stellungnahme zum Entwurf der DIN EN 17210 in Form eines Kommentares online verfassen > siehe Link.
Durch die Aufnahme von „Toiletten für alle“ in der neuen DIN EN 17210 verspricht sich die Stiftung Leben pur, dass zukünftig die Zahl der „Toiletten für alle“ für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen noch stärker ansteigen wird und das langfristige Ziel einer flächenmäßigen Abdeckung mit „Toiletten für alle“ in ganz Deutschland einen großen Schritt näher rückt.