Rückblick auf Pflegefachtag an der ehs

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause fand am 17. November 2022 wieder der Pflegefachtag an der Evangelischen Hochschule Dresden (ehs) statt. Im Mittelpunkt stand diesmal die (Weiter-)Entwicklung der Pflegepraxis hin zu einer personzentierten Praxis.

Frau Prof. Hanna Mayer (Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften) betonte in ihrem Eröffnungsvortrag hierzu die Notwendigkeit der Re-Humanisierung der Pflege. Nicht ein Krankheitsbild, sondern der Mensch sollte im Mittelpunkt der Pflege stehen. Damit einher geht die Notwendigkeit der Entwicklung einer personzentrierten Kultur in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, welche nicht nur Patient/innen, Bewohner/innen und Angehörige, sondern auch die Pflegenden selbst im Blick hat. Sie stellte die forschungsbasierte Entwicklung eines Modells zur Entwicklung personzentrierter Kultur in der Langzeitpflege, das sogenannte PeoPLe Modell, vor. Dieses fusioniert das PCP-Framework von McCormack&McCance mit lebensweltlichen Prinzipien der Pflege und Betreuung. Prof. Mayer ging dabei auch auf die Entwicklung von Instrumenten zur Erfassung von Personzentrierung für die unterschiedlichen Zielgruppen ein und zeigte weiteren Forschungsbedarf auf.

Frau Prof. Hürrem Tezcan-Güntekin (Alice Salomon Hochschule Berlin) hielt einen Vortrag zu diversitätssensibler Pflege und zeigte die Bedeutung des Ansatzes auf. Diese ergibt sich aus den demografischen Entwicklungen, der Pluralisierung von Lebenslagen und -formen sowie neuer migrationsgesellschaftlicher Realitäten in der heutigen Zeit. Prof. Tezcan-Güntekin wies darauf hin, dass es in der Pflegeforschung und Pflegepraxis eine intersektionale Perspektive braucht, um die o.g. Problemlagen zu untersuchen und zu bewältigen.

Am Vormittag und am Nachmittag fanden außerdem acht Workshops statt, die unterschiedliche Aspekte zur Entwicklung der pflegerischen Praxis in den Blick nahmen.

Birgit Rathwallner (Technische Hochschule Deggendorf; Vereinigung der Pflegenden in Bayern) berichtete den Teilnehmenden von Erfahrungen und Erkenntnissen aus einem Praxisentwicklungsvorhaben im Akutpflegebereich. Alumni der ehs diskutierten vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen in Studium und Praxis, wie Praxisentwicklung trotz bisher erfahrener Barrieren und Hindernisse umgesetzt werden kann.

Neue Pflegeaufgaben und -perspektiven (Community Health Nursing – Jana Kaden, Universität Bremen; Annegret Lahr, ehs Dresden) wurden diskutiert und kreative Methoden mit LEGO Serious Play zur Entwicklung und Stärkung der Resilienz Pflegender ausprobiert (Jun.-Prof. Dr. Charlotte Förster; Universität Chemnitz; Prof. Dr. Silke Geithner, ehs Dresden). Dr. Franziska Bielefeldt diskutierte mit den Teilnehmenden zu Robotern in der Pflege und der Frage, wie Bedürfnisorientierung vor dem Hintergrund zunehmend technisierter Arbeitswelten gelingen kann und versuchte dabei auch Bedenken und Berührungsängste bei den Teilnehmenden abzubauen.

Die Reflexion der aktuellen pflegerischen Praxis ist notwendig und Ausgangspunkt zur Weiterentwicklung der Pflegepraxis. Was unter Reflexion verstanden und wie diese umgesetzt werden kann, das war Thema im Workshop von Damian Peikert (Akademischer Philosophischer Praktiker und Berater in Dresden). Prof. Renate Tewes (ehs) diskutierte mit den Teilnehmenden darüber, was Personzentierung auf Führungsebene bedeutet und wie eine personzentrierte Führung aussehen kann. Der Frage, wie interprofessionelles Zusammenarbeiten zwischen Pflege- und Therapieberufen gelingen kann, ging Kerstin Thümmler (ehs) gemeinsam mit den Teilnehmenden in einem weiteren Workshop nach.

Der nächste Pflegefachtag findet im Frühjahr 2024 an der ehs statt.