Müdigkeit, Kopfschmerz, Haarverlust, Atemprobleme: Mehr als 50 verschiedene Symptome werden in der aktuellen Forschung mit dem Post-COVID-Syndrom assoziiert. Um dieses weit verbreitete Krankheitsbild fachgerecht zu diagnostizieren und behandeln zu können, haben die BG Kliniken ein integriertes und umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt. Jetzt wurde das Programm auch auf europäischer Ebene vorgestellt: Auf der Konferenz des Europäischen Gewerkschaftsverbands für den Öffentlichen Dienst (EPSU) Ende Oktober in Brüssel präsentierte der Neurologe Prof. Dr. Peter Schwenkreis die verschiedenen ambulanten und stationären Angebote für Menschen, die an den Folgen einer beruflich bedingten COVID-19-Erkrankung leiden. Prof. Schwenkreis ist Oberarzt an der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Martin Tegenthoff) des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum, das zum Konzern der BG Kliniken gehört.
Post-COVID hat viele Gesichter
„Post-COVID hat viele Gesichter, denn es überschreibt eine Vielzahl von Krankheitsbildern und kann verschiedene Organsysteme betreffen“, sagt Prof. Schwenkreis. „Das macht die Diagnosestellung wie die Behandlung so komplex.“
Daraus leiteten sich erhebliche Herausforderungen für die gesetzlichen Unfallversicherungsträger ab, die die Begutachtung, Behandlung und Rehabilitation für Menschen mit anhaltenden Folgen einer berufsbedingten COVID-19-Erkrankung steuern.
Frühzeitig Handlungsbedarf erkannt
Als medizinische Einrichtungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung haben die BG Kliniken gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) sehr frühzeitig den großen Handlungsbedarf erkannt: Sie haben daher ein gestuftes Maßnahmenpaket entwickelt, das von Beratung und Sprechstunden über eine stationäre Abklärung bis zu verschiedenen Therapie- und Rehabilitationskonzepten reicht. Neben den etablierten Rehabilitationsverfahren, die generell bei beruflich verunfallten oder erkrankten Menschen zur Anwendung kommen (BGSW, KSR und ABMR), gehören auch eine spezielle neurogische Rehabilitation und die Post-COVID-Rehabilitation bei Atemwegs- und Herzkreislaufproblemen zum Programm.
Interdisziplinarität ist entscheidend
„Komplexe Probleme erfordern ein differenziertes Vorgehen, der entscheidende Faktor des Post-COVID-Programms der BG Kliniken ist daher die Interdisziplinarität: Fachbereiche wie Neurologie, Pneumologie, Kardiologe, Psychologie und Rehabilitation arbeiten hier Hand in Hand, um Erkrankungsmuster zielgenau zu betrachten und zu diagnostizieren“, erläutert Prof. Schwenkreis.
Der große Bedarf an diesen Leistungen spiegele sich wieder in den Fallzahlen: Von Mai 2021 bis September 2022 verzeichneten alle 13 Standorte der BG Kliniken zusammen rund 6.600 Fälle, die im Rahmen des Post-COVID-Programms betreut oder behandelt wurden.
Patientenregister etabliert
Wesentlich für die stetige Evaluation und das Outcome der verschiedenen Maßnahmen sei die wissenschaftliche Begleitung. Die BG Kliniken haben eigens ein Post-COVID-Register etabliert, das am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil angesiedelt ist. Hier werden Behandlungsdaten von Patientinnen und Patienten, die am Post-COVID-Programm teilnehmen, dokumentiert. Dies erlaubt fundierte wissenschaftliche Auswertungen. Denn immer noch, so Prof. Schwenkreis, gebe es bei Post-COVID große Wissenslücken:
„Wir stehen noch am Anfang, um das Krankheitsbild zu verstehen: Daran müssen wir weiterarbeiten, unsere Maßnahmen und Therapieangebote schärfen und gegebenenfalls weiter optimieren.“
Die Präsentation des Post-COVID-Programms der BG Kliniken fand statt im Rahmen der Gesamteuropäischen Konferenz der European Federation of Public Service Unions (EPSU) am 24. Oktober 2022 in Brüssel. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an der internationalen Tagung teil.