Inkontinenz und lähmende Erschöpfung stören die Ausbildung

Die belastenden Symptome chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) verursachen bei jungen Menschen nicht nur Depressionen und psychologische Komplikationen, sondern sie beinträchtigen auch in erheblichem Masse ihre Ausbildung und ihre Fähigkeit, dauerhaft zu arbeiten. Als Reaktion auf eine neue Studie, bei der die Auswirkungen einer CED bei Kindern untersucht worden waren, fordert der die größte europäische gastroenterologische Gesundheitsorganisation United European Gastroenterology (UEG) eine schnellere Diagnose und Behandlung, um die Auswirkungen einer CED auf die Ausbildung und die zukünftigen Beschäftigungsaussichten von Kindern zu minimieren.

Eine vor Kurzem im Journal of Crohn’s and Colitis veröffentlichte Studie zu den Auswirkungen von CED (die Studie „Impact of IBD“) zeigt, dass ein Viertel der jungen CED-Patienten in Europa im letzten Jahr an mehr als 25 Tagen krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten, und dass fast ein Drittel (31 %) von ihnen den Arbeitsplatz verloren hat oder kündigen musste. 61 % waren der Ansicht, dass ihre Symptome ihre Fähigkeit, bei ihrer Ausbildung ihr volles Potenzial auszuschöpfen, beeinträchtigten. Viele von ihnen fehlten jährlich mindestens drei Monate lang in der Schule.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) dauern ein Leben lang an und verursachen Entzündungen des Darms. Bei Kindern sind sie auf dem Vormarsch. 30 % aller CED-Patienten, bei denen Symptome auftreten, sind zwischen 10 und 19 Jahre alt. Die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Etwa 70 von 100.000 Kindern sind davon betroffen.

Die Diagnose einer CED kann schwierig sein, da die Patienten nicht immer alle charakteristischen Symptome aufweisen. Die Studie „Impact of IBD“ berichtet auch, dass die Diagnose oft mit besorgniserregender Verspätung gestellt wird. 17 % der unter 18-Jährigen müssen mehr als fünf Jahre auf eine endgültige Diagnose warten. Das kann das geistige Wohlbefinden der Patienten und ihre Fähigkeit, Pläne für die Zukunft zu machen, zusätzlich beeinträchtigen.

Neben den belastenden körperlichen Symptomen wie etwa Stuhlinkontinenz und krampfartigen Bauchschmerzen leiden CED-Patienten unter Schlafmangel und ständiger oder schwerer Erschöpfung. Die kann sich gravierend auf ihr Selbstbewusstsein auswirken. Ein Viertel der Patienten leidet zudem unter Depressionen. Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass die Erschöpfungszustände, an denen Menschen mit CED leiden, mit denen von Krebspatienten vergleichbar sind, wodurch sie erhebliche Schwierigkeiten haben, im Unterricht die erforderliche Leistung zu erbringen oder dauerhaft einer Arbeit nachzugehen.

Dr. Nikhil Thapar, beratender pädiatrischer Gastroenterologe am Great Ormond Street Hospital und Sprecher der UEG, erklärt: „Ständige Erschöpfung und die Angst vor Bauchschmerzen und Inkontinenz können es jungen Patienten mit Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn unmöglich machen, ihre Ausbildung fortzusetzen oder einen Arbeitsplatz langfristig zu behalten. Es ist unerlässlich, dass schnellstmöglich eine Diagnose gestellt und mit der Behandlung begonnen wird, um ihnen zu helfen, mit ihren Symptomen umzugehen und es ihnen so zu ermöglichen, weiterhin die Schule zu besuchen und einer Arbeit nachzugehen. Ausserdem ist es wichtig, dass sie psychologische Unterstützung erhalten, um ihr geistiges und emotionales Wohlbefinden zu optimieren.“