Im November 2022 hat das Bündnis „Wir versorgen Deutschland“, zu dem der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) gehört, knapp 400 Betriebe zur aktuellen Situation der Hilfsmittelbranche befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Hilfsmittelleistungserbringer stark von den aktuellen Kostensteigerungen betroffen sind und zugleich davon ausgehen, kaum von den Entlastungsmaßnahmen zu profitieren. In der Folge befürchten zwei Drittel der Betriebe starke oder sehr starke Einschränkungen in der Versorgung. Zudem belasten hohe Bürokratieaufwände die Unternehmen.
Aktuell beurteilen ca. 60 Prozent der befragten Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht oder eher schlecht. Knapp 80 Prozent geben an, stark oder sehr stark von Preissteigerungen wie steigenden Energie-, Treibstoff-, Bürokratie- oder Logistikkosten betroffen zu sein. Zugleich erhält nach eigenen Angaben über die Hälfte der befragten Unternehmen keine Kostenerstattung für diese Preissteigerungen durch die Krankenkassen. Zudem gehen fast drei Viertel der Betriebe davon aus, von den neuen Entlastungsprogrammen der Bundesregierung, insbesondere den Preisbremsen, nicht oder kaum zu profitieren. In der Folge rechnen zwei Drittel der Leistungserbringer mit starken oder sehr starken Einschränkungen bei der Hilfsmittelversorgung.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen unsere Warnungen vor einer wirtschaftlichen Überlastung der Hilfsmittelbranche und dadurch drohenden Versorgungsproblemen bei medizinischen Hilfsmitteln“, erklären hierzu Kirsten Abel und Patrick Grunau, Generalsekretäre von „Wir versorgen Deutschland“. „Zugleich zeigt sich ein hoher Vertrauensverlust in die Politik, wenn fast drei Viertel der Betriebe davon ausgehen, von den aktuell beschlossenen Hilfsprogrammen nicht zu profitieren. Hier rächt sich die bereits bei den Corona-Hilfen aufgetretene Vernachlässigung der Hilfsmittelbranche durch die Gesundheits- und Wirtschaftspolitik.“
Angesichts der Befürchtungen der Branche in Hinblick auf Leistungseinschränkungen bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten müsse nun dringend politisch umgesteuert werden, so Abel und Grunau weiter. Die Bundespolitik müsse die Hilfsmittelbranche nun insbesondere im „Hilfsfonds für Soziale Dienstleister“ angemessen berücksichtigen.
Auch beim Thema Bürokratieabbau bestehe dringender Handlungsbedarf, wenn fast zwei Drittel der Unternehmen angeben, über 30 Prozent ihrer Zeit allein für Bürokratie- und Dokumentationspflichten aufzuwenden. Über 97 Prozent der antwortenden Betriebe sehen den derzeitigen Umfang der Bürokratie- und Dokumentationspflichten als zu hoch an und halten eine Reduzierung für notwendig. Zugleich benenne die Umfrage klar, wo die Probleme liegen, insbesondere beim Thema MDR und der Vielzahl der Verträge mit den Krankenkassen sowie den Dokumentationspflichten gegenüber den Kostenträgern.
Eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse der WvD-Umfrage zur Situation der Hilfsmittelbranche 2022 findet man unter www.wirversorgendeutschland.de.