Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das öffentliche Gesundheitswesen ist – und zugleich, dass es personell und fachlich gestärkt werden muss, um effektiver auf künftige Epidemien und andere Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit zu reagieren. Das neue Kölner Institut stärkt das Fach in Forschung und Lehre und kooperiert mit dem Kölner Gesundheitsamt sowie weiteren nationalen und internationalen Institutionen im Bereich „public health“.
Die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln hat das bundesweit erste Institut für Öffentliches Gesundheitswesen unter Leitung von Professorin Dr. Nicole Skoetz gegründet. Schwerpunkt der neuen Einrichtung sind Forschung und Lehre zu den Themen Gesundheit und Gesunderhaltung der Bevölkerung. Das Institut implementiert das Thema Öffentliches Gesundheitswesen erstmalig als Fach innerhalb des Medizinstudiums an einer deutschen Universität. Es analysiert bevölkerungsmedizinisch relevante Fragestellungen und entwickelt Interventionen zur Optimierung des Gesundheitsdienstes. Damit verstärkt die neue Einrichtung ein übergeordnetes Forschungsthema der Medizinischen Fakultät: Gesundheit und Gesellschaft.
Das Institut kooperiert eng mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln, dem größten Gesundheitsamt Deutschlands. Weitere Kooperationspartner sind unter anderem das geplante Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin, das Robert Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Modernisierung und Vernetzung vorantreiben
In der Covid-19-Pandemie ist der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) in den Fokus von Politik und Gesellschaft gerückt und hat eine Schlüsselrolle in der Krisenbewältigung übernommen. Es wurde aber auch deutlich: Der ÖGD muss personell gestärkt und moderner werden, um zukünftigen Krisen und Herausforderungen – verursacht durch Klimaveränderungen, neue Erreger oder den demografischen Wandel – besser begegnen zu können.
Bund und Länder hatten deshalb am 29. September 2020 den Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst beschlossen, um in ganz Deutschland mehr Mitarbeiter:innen einzubinden sowie Modernisierung und Vernetzung voranzutreiben. Der universitären Medizin kommt dabei die Rolle zu, gemeinsame Forschungsprojekte anzustoßen.
„Es gab bereits vor Corona erfolgreiche Kooperationen von Instituten und Kliniken der Universitätsmedizin mit dem städtischen Gesundheitsamt. In der Pandemie haben wir das noch verstärkt“, sagt Professorin Nicole Skoetz, die das neue Institut leitet. Sie fügt hinzu: „Mit der Institutsgründung können diese Kooperationen in Form gemeinsamer Forschungsprojekte, aber auch durch Fortbildungen systematisch intensiviert werden.“
Das Gesundheitsamt der Stadt Köln nimmt eine Vielzahl von Aufgaben wahr, darunter der Amtsärztliche Dienst, die Arzneimittel-, Apotheken und Gefahrstoffüberwachung, die Beratung zu Familienplanung, Gesundheitsplanung und -förderung sowie Suchtprävention.
„Wir sehen in der Größe des Kölner Gesundheitsamtes und der Vielzahl der Themen ein enormes Potenzial für eine innovative wissenschaftliche Zusammenarbeit zum Wohl des Gesundheitswesens und der Bevölkerung, diesen Standortvorteil wollen wir nutzen, zum Beispiel um Daten wissenschaftlich aufzuarbeiten, gemeinsam Förderanträge zu stellen und für eine optimierte Gesundheit und Gesunderhaltung aller Bürger/innen in Köln und im Umland zu sorgen“, erläutert Professor Dr. Gereon R. Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
Öffentliche Gesundheit in der Lehre stärken
Inhalte zum Thema öffentliches Gesundheitswesen und Bevölkerungsmedizin sind wesentlicher Bestandteil der Ausbildungsziele und Prüfungsinhalte der derzeit geplanten neuen Approbationsordnung in der Humanmedizin. Bei deren Umsetzung kommt dem neuen Institut eine Schlüsselstellung zu. Denn nach der neuen Approbationsordnung und dem Nationalen Lernzielkatalog im Fach Humanmedizin soll das Thema öffentliches Gesundheitswesen zukünftig fester Teil der studentischen Lehre werden.
„Studierende haben bei uns die bisher einzigartige Möglichkeit, die vielfältigen Aufgaben des Gesundheitsamts bereits im Studium kennenzulernen. Gleichzeitig wertet diese inhaltliche Erweiterung die Berufe im öffentlichen Gesundheitswesen auf,“ resümiert Institutsleiterin Skoetz.