Ein Risiko für die Patientenversorgung

Die Energiekosten explodieren, die Inflation ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr – und die Politik will den Ertrag der Apotheken im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherungen um acht Prozent kürzen.

„Das ist vollkommen widersinnig und wird zu weiteren Apothekenschließungen in unserer Region führen“, warnt Ralph Hohmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Bochum im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) vor Versorgungsproblemen.

Um das Milliardendefizit der gesetzlichen Krankenkassenkassen im kommenden Jahr auszugleichen, plant die Ampelkoalition – neben einer Reihe weiterer Maßnahmen – den Abschlag zu erhöhen, den die Apotheken den Krankenkassen einräumen müssen. Die Regierung will also die Vergütung kappen. Eine solche Kürzung der Honorierung ist für viele Apotheken jedoch nur noch schwer bis gar nicht zu verkraften.

„Seit neun Jahren hat es keine Erhöhung der Apothekenvergütung mehr gegeben, während im gleichen Zeitraum Sach-, Personal- und Energiekosten stark gestiegen sind. Real also ist das Apothekenhonorar deutlich gesunken“, sagt Ralph Hohmann. „Zugleich sind uns immer weitere kostenintensive Aufgaben übertragen und bürokratische Steine in den Weg gelegt worden.“

In dieser Situation würden zusätzliche Einschnitte dazu führen, dass das Apothekennetz weiter ausdünne. Dabei liege die Apothekendichte in Deutschland heute bereits weit unter dem EU-Durchschnitt. In einer älter werdenden Gesellschaft würden die Apotheken jedoch dringend gebraucht, um die steigende Zahl der Patienten zu versorgen. Im Übrigen sei der Anteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen seit Jahren rückläufig: Waren es im Jahr 2005 noch 2,8 Prozent, sind es aktuell gerade einmal 1,9 Prozent.

„Allein die Verwaltungsausgaben der Krankenversicherungen sind deutlich höher: Wir sind keine Kostentreiber im Gesundheitswesen“, so Ralph Hohmann.

Mittlerweile hätten annähernd 3.000 Mitarbeiter und Inhaber von Apotheken in Westfalen-Lippe einen Offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister unterschrieben, um gegen die Sparpläne zu protestieren, „auch aus unserer Stadt“, berichtet Ralph Hohmann.

Er fordert: „Die Politik muss die geplanten Sparmaßnahmen, die die Apotheken betreffen, ersatzlos aus diesem Entwurf streichen.“ Am 20. Oktober soll das Gesetz in zweiter und dritter Lesung im Bundestag beraten werden.