Die aktuelle Studie der IMC Krems University of Applied Sciences und der Universität für Weiterbildung Krems zeigt, dass auf Risikogruppen fokussierte Präventionsprogramme, die in früheren Lebensabschnitten beginnen, die Kosten für den Umgang mit Demenz senken könnten – und somit ein sinnvolles Mittel für die Zukunft sind, in der mit stark steigenden Zahlen Demenzbetroffener zu rechnen ist.
Maßnahmen zur Prävention von Demenz in Risikogruppen können nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern machen auch volkswirtschaftlich viel Sinn. Das ist die Kernaussage einer jetzt veröffentlichten Analyse der IMC Krems University of Applied Sciences in Zusammenarbeit mit der Universität für Weiterbildung Krems. Darin wird aufgezeigt, dass frühzeitige Prävention bei besonders gefährdeten Personengruppen verhältnismäßig kostengünstig ist und in Folge die Kosten des Gesundheitssystems für Behandlung und Pflege deutlich reduzieren könnte. Weitere Erkenntnisse zeigen, dass sogar breit gefächerte Präventionsmaßnahmen bei gut definierten Risikogruppen Kosten sparen können und dass Maßnahmen in mittleren Altersgruppen kosteneffizient sind, wenn Lebensstil-bedingte Risikofaktoren angesprochen werden.
95% der Allgemeinbevölkerung fürchten sich davor, eine Demenz zu entwickeln. Demenz ist nicht heilbar, umso wichtiger sind gute Behandlungen, Begleitung und Betreuung für die Betroffenen. Dies ist jedoch kostenintensiv und stellt das Gesundheitssystem weltweit – insbesondere vor dem Hintergrund eines immer größeren Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung – vor wachsende Herausforderungen. Wenn auch Demenz nicht heilbar ist, gibt es gut belegte Hinweise dafür, dass Prävention wirkt. So zeigen internationale Studien, dass lebensstilbezogene Krankheiten, wie Diabetes oder koronare Herzerkrankungen, Demenzen fördern. Durch Lebensstiländerungen lassen sich, so die wissenschaftliche Studienlage, mindestens 40% der Demenzen vermeiden. Aber auch Prävention kostet Geld und bedarf einiger Anstrengungen. Übersteigen die Kosten für solche Präventionsmaßnahmen am Ende vielleicht sogar die eingesparten Kosten durch vermiedene Demenzen? Genau dieser Frage hat sich nun ein Team des IMC Krems und der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) gewidmet – und sie eindeutig beantwortet.
Klarer Effekt
„Unsere Analyse zeigt deutlich“, sagt Prof. Alexander Braun vom Institut Gesundheitsmanagement am IMC Krems, „dass Programme zur Vorbeugung von Demenz kostengünstig und kosteneffektiv sein können, wenn sie rechtzeitig einsetzen und klar auf Risikogruppen ausgerichtet sind.“ Und „rechtzeitig“, so das Team bestehend aus Wissenschaftler:innen des IMC Krems und UWK, bedeutet dabei: bevor erste Symptome für Demenz klinisch erkennbar werden. In der Studie berücksichtigte Vorbeugemaßnahmen waren dabei u.a. spezielle Ansätze, die bei Betroffenen die Auswirkungen bestehender Diabetes- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren sowie besondere Verhaltens- und Ernährungsinterventionen.
Gemeinsam mit Univ. Prof.in Dr.in Stefanie Auer, Dekanin der Fakultät für Gesundheit und Medizin sowie Privatdozentin Dr.in Margit Höfler vom Department für Demenzforschung (beide Universität für Weiterbildung Krems) sichtete Prof. Braun für die nun veröffentlichte Analyse über 3.600 Studien zum Thema. Die Analyse und konnte insgesamt sieben Untersuchungen identifizieren, die vergleichbare Daten enthielten.
Optimierte Prävention
Prof. Braun zu den Erkenntnissen dieser umfangreichen Arbeit: „Es zeigt sich, dass Demenzprävention Kosten einspart und darüber hinaus auch die Lebensqualität und Lebensjahre der Risikogruppe erhöht.“
Tatsächlich zeigt die Analyse, dass die Kosten für die untersuchten Interventionsprogramme im Durchschnitt unter 500 EUR lagen – aber bereits einen nachweisbaren Zuwachs an Lebensqualität für die Teilnehmenden lieferten und ein vielfach höher liegendes Kostensparpotenzial für das Gesundheitssystem besaßen. Dieses Potenzial würde wohl dann noch höher liegen, so interpretieren das Forschungsteam die Datenlage, wenn die Interventionsprogramme nicht erst in fortgeschrittenem Alter (ab 60, wie in der Mehrheit der ausgewerteten Studien), sondern bereits davor ansetzen würden.
Prof. Auer dazu: „Wir wissen bereits aus vielen Studien zur Prävention von Demenz, dass frühzeitige und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen, die auf Lebensstilfaktoren abzielen und für die Breite der Gesellschaft ausgerichtet sind, deutlich wirksamer sind als Maßnahmen, die beim ersten Auftreten von Symptomen ansetzen. Nun können wir auch zeigen, dass dieser Zugang auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“
Insgesamt zeigt die Studie, dass auf Risikogruppen fokussierte Präventionsprogramme, die in früheren Lebensabschnitten beginnen, die Kosten für den Umgang mit Demenz senken könnten – und somit ein sinnvolles Mittel für die Zukunft sind, in der mit stark steigenden Zahlen Demenzbetroffener zu rechnen ist.