Johanniter im Gespräch mit Karl Lauterbach

Pflege betrifft uns alle: Ob als Kind pflegebedürftiger Eltern, als pflegende Angehörige, in der Partnerschaft oder mit Blick auf die eigene Pflegebedürftigkeit. Nicht zuletzt auch aus demografischen Gründen muss die Diskussion, wie Pflege künftig ausgestaltet werden kann, aus Sicht der Johanniter noch stärker geführt werden. Als Initiator eines neuen Dialogs mit der Politik hat das Sozialunternehmen das Johanniter-Pflege-Forum gegründet.

Zum Auftakt diskutierten am 22. August in Hannover mit Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, Stephan Weil, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, Hannes Wendler, Mitglied des Landesvorstands der Johanniter in Niedersachsen/Bremen (NDS/B), mit Katalin Soppart, Geschäftsbereichsleiterin Soziale Dienste im Landesverband NDS/B, und weiteren Pflegeexpertinnen der Johanniter darüber, wie gesamtgesellschaftlich mit diesem wichtigen Thema umgegangen werden soll.

Zu Beginn der Veranstaltung betonte der Gesundheitsminister Karl Lauterbach: „Pflege ist eine zentrale Aufgabe für die Gesellschaft und sollte auch entsprechend honoriert werden. Wir müssen mehr tun, um das Berufsbild attraktiver zu machen. Entbürokratisierung ist ein wichtiger Teil dessen.“

Mit dem neu gegründeten Format wollen die Johanniter Pflege als zentrales politisches und gesellschaftliches Thema in den Fokus rücken. Als große Organisation in der Sozialwirtschaft mit 154 ambulanten Pflegestationen, knapp 3.700 Mitarbeitenden und rund 18.000 durchschnittlich im Monat versorgten pflegebedürftigen Menschen ist die Organisation nah an den Bedürfnissen und Wünschen der zu Pflegenden und ihren Angehörigen.

Ministerpräsident Weil hob die regionalen Besonderheiten seines Bundeslandes hervor: „Pflege ist besonders in Niedersachsen ein wichtiges Thema. Als Flächenland, das überdurchschnittlich vom demografischen Wandel betroffen ist, wird zukünftig die Zahl der Pflegebedürftigen stark steigen. Daher wird Pflege in den kommenden Jahren der Maßstab sein, ob wir eine solidarische Gesellschaft bleiben.“

Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, rückt in seinem Statement eine zentrale Forderung der Johanniter in den Mittelpunkt: „Pflege muss bedarfsgerecht dort stattfinden, wo Pflegebedürftige wohnen möchten – Zuhause, in besonderen Wohnformen oder stationär. Kommunen sollten daher stärker für regional notwendige und zielgerichtete Angebote sorgen sowie für deren Finanzierung. Nur durch die Vernetzung von Leistungserbringern, Unterstützern und Kostenträgern kann Pflege in Zukunft auch zuhause weiter ermöglicht werden.“

Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Johanniter-Unfall-Hilfe gründen die Johanniter das Johanniter-Pflege-Forum. Mit diesem Format soll die Pflege als zentrales politisches und gesellschaftliches Thema wieder in den Fokus gerückt werden. Hannes Wendler, Mitglied des Landesvorstands der Johanniter in NDS/B sagt dazu: „Wir als Johanniter möchten Impulsgeber für eine neue Kommunikation mit der Politik sein und beginnen damit hier am Gründungsort der Johanniter in Hannover.“

Weitere Forderungen der Johanniter-Unfall-Hilfe sind:

  • Pflegebedürftigkeit darf nicht zur Altersarmut führen.
  • Kommunen müssen stärker in die Pflicht genommen werden.
  • Image und Arbeitsbedingungen der Pflege müssen verbessert werden.
  • Die Schließung der Gehaltslücke zwischen Krankenpflege und Altenpflege muss zeitnah umgesetzt werden.
  • Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ muss stärker gelebt werden.
  • Durch weniger Bürokratie kann mehr Zeit für Patienten geschaffen werden.
  • Die Kostensteigerungen in den Pflegediensten dürfen nicht von den zu Pflegenden getragen werden.
Redaktion

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