Wofür schämt sich Deutschland?

Blähungen, starker Durchfall oder Inkontinenz. Die Gesellschaft zeigt sich aufgeschlossen und spricht heutzutage offen über peinliche Beschwerden – egal, ob in sozialen Netzwerken, in der Zeitung oder im Fernsehen. Aber wie leicht fällt es uns, über diese Themen zu sprechen, wenn wir selbst betroffen sind?
Die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung im Auftrag der Online-Arztpraxis Zava zeigen, welche Beschwerden den Menschen besonders unangenehm sind und wie sehr Betroffene unter ihrer Scham leiden. Für die Studie wurden 1.502 Menschen (751 Frauen, 751 Männer) befragt. Ganz gleich, ob Mann oder Frau, ob Nord- oder Süddeutschland, West oder Ost – geht es um peinliche Beschwerden, sind sich alle einig. Ganz oben auf der Liste stehen Mund- und Achselgeruch (38 Prozent), schlechte Zähne (34 Prozent), übermäßiges Schwitzen (29 Prozent) und Blähungen (29 Prozent), gefolgt von Läusen (26 Prozent) und Pilzinfektionen im Intimbereich (25 Prozent).
Beverley Kugler, Ärztliche Leiterin Deutschland der Online-Arztpraxis Zava, erklärt, was es mit der Scham auf sich hat: „Besonders vermeintlich selbstverschuldete Krankheiten werden von vielen als peinlich empfunden. Bei Mundgeruch, schlechten Zähnen oder starkem Schwitzen befürchten Betroffene beispielsweise für eine mangelnde Hygiene verurteilt zu werden. Dabei können den Beschwerden verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Auch Erkrankungen, die Geschlechts- und Ausscheidungsorgane betreffen, gelten oft als peinlich. Sie zählen zum Intimbereich, der gesellschaftlich lange mit Scham besetzt war – und in vielen Kulturkreisen auch noch heute ist.“ Jeder dritte Befragte (35 Prozent) hat sich schon einmal für seine Beschwerden geschämt. Dabei scheinen Frauen von ihren Beschwerden schneller peinlich berührt zu sein als Männer (Frauen: 41 Prozent; Männer: 28 Prozent).
Eine Erkrankung, die man als peinlich empfindet, kann schnell zu einer psychischen Belastung werden oder den Alltag zum Spießrutenlauf machen. So gaben zwei von fünf Betroffenen (42 Prozent) an, dass sie die Scham für ihre Beschwerden schon einmal eingeschränkt hat. Die Berichte reichen von der Flucht aus dem Meetingraum bei Blähungen bis hin zum Abbruch der Gesangskarriere wegen schlechter Zähne.
Über Beschwerden zu sprechen, ist für viele nicht einfach. Nur knapp jede sechste Frau (13 Prozent) und jeder fünfte Mann (23 Prozent) scheut sich nicht vor einem Gespräch. Besonders häufig vermeiden die Befragten den Dialog mit dem Arzt (Frauen: 44 Prozent, Männer: 36 Prozent). Aber auch der Austausch mit dem Partner (Frauen: 43 Prozent, Männer: 32 Prozent) oder mit Familienangehörigen (Frauen: 39 Prozent, Männer: 29 Prozent) fällt vielen Betroffenen schwer.
Viele Patienten wenden sich an die Ärzte der Online-Praxis Zava, wenn es um vermeintlich peinliche Erkrankungen geht – etwa bei Chlamydieninfektionen, Rosacea oder Erektionsstörungen, denn der überwiegend schriftliche Arzt-Patienten-Kontakt senkt für Betroffene die Hemmschwelle. Ihnen fällt der virtuelle Arztbesuch leichter als der Gang zum Mediziner vor Ort.
„Egal, ob Achselschweiß oder Akne, Parodontose oder Pilzinfektionen, Betroffene sollten sich nicht scheuen medizinischen Rat zu suchen. Für Ärzte oder Apotheker ist es selbstverständlich, über gesundheitliche Probleme zu sprechen – genau dafür sind sie da. Es ist wichtig, Beschwerden von einem Experten abklären zu lassen“, rät die Ärztin Beverley Kugler.