Viele Kassenwindeln sind mangelhaft

Die Stiftung Warentest hat saugende Inkontinenzhilfen einem Praxistest unterzogen. Getestet wurden Windelslips, Pants und Vorlagen. Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass die meisten Kassenwindeln nicht alltagstauglich sind und die Rücknässung viel zu hoch ist. Produkte von Markenherstellern unterstützen Inkontinenzpatienten deutlich besser in ihrer Situation. Ein Auslaufen, Durchnässen oder gar Entzündungen der Haut werde deutlich reduziert. Die von Leistungserbringern abgegebenen Produkte halten so die Mindestanforderungen des aktuellen Hilfsmittelverzeichnisses nicht ein.

Obwohl der Test nach den alten Regeln und Eingruppierungen des Hilfsmittelverzeichnisses gemacht wurde, zeigt sich deutlich, dass beliebte Kassenwindeln nicht den Mindestanforderungen des neuen Hilfsmittelverzeichnisses genügen. Alle Hilfsmittel die den Übergang bis Mitte März nicht schaffen und keine neue Hilfsmittelnummer zugeteilt bekommen haben, werden dann gelöscht. Ab Mitte März gelten nur Hilfsmittel mit einer Hilfsmittelnummer 15.25.30.xxxx und 15.25.31.xxxx ohne weiteren Nachweis als zugelassen.

Viele Produkte der von Stiftung Warentest genannten Hersteller haben noch keine solche Nummer für ihre Produkte, dies betrifft auch Marken wie Tena, Euron oder Seni. Bei Billiganbietern wie Abena, Param, Unizell oder Nona könnten viele Produkte ohne technische Änderungen überhaupt nicht zugelassen werden. Viele Leistungserbringer sitzen daher ab März auf einem Berg unverkäuflicher alter Windeln die Mindestanforderungen zur Abgabe an gesetzlich Versicherte nicht erfüllen. Betroffene sollten aufpassen, dass ihnen nicht dieser „Müll“ untergeschoben wird, rät der Selbsthilfeverband Inkontinenz e.V.

Klar und deutlich erklärt Stiftung Warentest im Kapitel „Patienten nicht gefallen lassen müssen“ welche Rechte man gegenüber seiner Kasse und dem Leistungserbringer hat. Die individuell passende Versorgung ohne wirtschaftliche Aufzahlung, die Auswahl von geeigneten Produkten, und eine ausreichende Anzahl gehören eindeutig dazu. Auch fordert die Stiftung Warentest auf, man solle wirtschaftliche Aufzahlungen verweigern. Lediglich 10% der Pauschale habe man zu bezahlen. Viele Kassen zahlen lediglich 15 Euro pro Monat, manche gar noch weniger – eine qualitative Versorgung ist damit unrealistisch.

In einem Teil des Artikels werden auch die Pauschalen angesprochen. Hier geben die Kassen an, dass trotz höher Mindestanforderungen die Pauschalen zunächst nicht steigen. Leistungserbringer haben sich also auch mit den bisherigen Pauschalen an das neue Hilfsmittelverzeichnis zu halten und das sowohl bei den individuell passenden Produkten, als auch bei der notwendigen Stückanzahl und den im Hilfsmittelverzeichnis geregelten Leistungen wie Beratung, Produktauswahl und Belieferung. Hier bleibt abzuwarten, ob eine verstärkte Anzahl von Kündigungen der Verträge auf Seiten der Leistungserbringer einen Anstieg der Pauschalen bringen wird.

Knisternde Vorlagen oder unzuverlässige Windels­lips müssen aber nicht sein, sagt die Stiftung Warentest, die 19 Produkte im Labor und mit knapp 200 Probanden im Praxistest geprüft hat. Es gibt auch gute – nur sind die oft teuer. Sie können jedoch mit der Kasse verrechnet werden. In der Gruppe der hochaufnahmefähigen Inkontinenzslips schloss „MoliCare Premium Slip super plus L“ mit dem Qualitätsurteil „Gut“ (Note 2,1) als Testsieger ab. Auch in der Kategorie der Vorlagen konnte Hartmann mit „MoliForm Premium extra soft“ den Testsieger mit Gesamtnote Gut (1,9) stellen. Inkontinenzhosen eignen sich vor allem für demente Patienten, die andere Hilfsmittel oft ablehnen. Aber auch Menschen, die noch aktiv sind, nutzen diese Produkte, da sie sehr unauffällig und einfach zu tragen sind. MoliCare Mobile überzeugte im Test durch die größte Aufnahmemenge (630 ml) und erhielt das Testurteil „Gut“ (Note 2,0).

Der ausführliche Test Inkontinenzprodukte ist in der März-Ausgabe seit gestern im Handel oder unter www.test.de/inkontinenzprodukte für 3 Euro beziehbar.