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Familiäre Risiken beim Darmkrebs

Bei 25 Prozent der diagnostizierten Darmkrebserkrankungen liegt ein familiäres Risiko vor. Darin kommt zum Ausdruck, dass das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt, wenn unter den Verwandten ersten Grades bereits Darmkrebsfälle aufgetreten sind. Vor allem steigt auch das Risiko, bereits in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken.

Der Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng) hat schon vor Jahren in enger Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Institutionen unter der Federführung von Priv.-Doz. Dr. Christoph Schmidt ein bis ins Detail ausgearbeitetes Konzept vorgelegt, um das Problem anzugehen. Der Vorschlag beinhaltet eine umfassende qualifizierende Weiterbildung des Praxispersonals, das anschließend erkrankte Patienten unter standardisierten Bedingungen in der Praxis ansprechen und über das Risiko ihrer Anverwandten aufklären kann. Trotz mehrfacher Anläufe ist es bisher nicht gelungen, diese zielgerichtete Strategie als regulären Bestandteil der Vorsorge zu etablieren.

„Die Implementierung eines solchen Konzepts wäre ein effizientes Vorzeigeprojekt für die politisch gewollte Stärkung der ambulanten Versorgung in Deutschland“, erklärt Dr. Jessen. „Durch die Delegation der Aufklärungsarbeit an qualifiziertes Fachpersonal in Arztpraxen werden genau die richtigen Personen angesprochen. Diese selbst betroffenen Patienten werden motiviert, nahestehende Verwandte über die Wichtigkeit der Vorsorge zu informieren.“

Leider haben es solche innovativen Projekte in Deutschland schwer. Dabei übernehmen die Krankenkassen bei familiärer Belastung die Kosten der Darmspiegelung unabhängig vom Alter in voller Höhe. Die erste Vorsorge-Darmspiegelung bei Menschen mit Darmkrebs in der Familie sollte zehn Jahre vor dem Erkrankungsbeginn des Angehörigen, spätestens aber im Alter von 40 bis 45 Jahren, erfolgen. D.h. wenn die Mutter mit 51 Jahren an Darmkrebs erkrankt ist, sollte die erste Darmspiegelung bei den Kindern mit 41 Jahren erfolgen.

Redaktion

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