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Beratung für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien

Passend zur Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien, die vom 18. bis 24. Februar 2024 stattfindet, startet ein neues Drachenherz-Angebot für Kinder aus psychisch und suchtbelasteten Familien in Spremberg (Brandenburg) unter dem Dach des Blauen Kreuzes Deutschland, finanziert durch die Aktion Mensch. Sucht ist in unserer Gesellschaft und in Familien weiterhin ein „Tabuthema“. Es bedarf einer vertrauensvollen Beziehung, um die Annahme von notwendigen Hilfen zu fördern. Viele betroffene Eltern gehen davon aus, dass ihr Kind nichts von der familiären Belastung mitbekommt und daher auch keinen „Schaden“ davongetragen hat. Aufgrund der „Beziehungsfäden“ nehmen Kinder die familiäre Situation jedoch sehr genau wahr, bemühen sich, die Eltern zu entlasten, indem sie schweigen, um nicht zu einer zusätzlichen Belastung zu werden. Genau an diese Kinder richtet sich das Drachenherz-Angebot des Blauen Kreuzes, das es neben Spremberg auch in Hagen, Marburg und Lippe gibt.

Ziel der Drachenherzarbeit ist es, Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien durch ein sozialpädagogisches Gruppen-/Beratungsangebot in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes beizutragen. Es gilt, die Kinder und Jugendlichen stark zu machen, um sich im belastenden Familiensystem möglichst gesund zu entwickeln. Darüber hinaus können die Kinder und Jugendlichen sowie Bezugspersonen durch die Fachkraft ambulante Einzelberatungsgespräche wahrnehmen, die der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegen. Im aufzubauenden Angebot sind wöchentlich zwei, nach Lebensalter gestaffelte fortlaufende Gruppenangebote geplant.

Sophie Zehner, Leiterin des Drachenherz-Angebots: „Ich finde es erschreckend, dass jedes 6. Kind in Deutschland von der Suchtthematik betroffen ist. Für die Kinder bedeutet die Sucht der Eltern, dass sie sehr früh Verantwortung für sich, ihre Geschwister und auch die Eltern übernehmen müssen. Es bedeutet auch, dass sie deswegen Freundschaften aufgeben und sie, auf Grund von Scham, das Geheimnis der Sucht keinem erzählen können und somit mit ihrer Angst, Wut und der Belastung alleine sind. Ich freue mich, dass wir für die Kinder einen Ort schaffen können, an dem sie all das ablegen und Kind sein können, Versorgung erfahren und über ihre Gefühle sprechen lernen.“

In der Stadt Spremberg (21.464 Einwohner) ist von einer Zahl von ca. 484 Kindern und Jugendlichen auszugehen, die durch die Suchtmittelabhängigkeit ihrer Eltern betroffen sind.

Redaktion

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