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Altenpflege im Demografie-Sandwich

Als Reaktion auf die Pflegekräftevorausberechnung des Statistischen Bundesamts fordert der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) die Überwindung starrer Bürokratie und mehr Flexibilität in der Altenpflege. So können das Pflegepersonal und die Einrichtungen Pflegebedürftige auch zukünftig würdevoll versorgen.

In einer Zeit, in der das Statistische Bundesamt alarmierende Vorausberechnungen zur Situation der Pflegekräfte in Deutschland veröffentlicht, fordert der Verband dringend notwendige Reformen. Der Fokus liegt auf der Überwindung veralteter bürokratischer Strukturen und der Einführung größerer Flexibilität in der Altenpflege, um eine würdevolle Versorgung Pflegebedürftiger auch in Zukunft sicherzustellen.

Isabell Halletz, Geschäftsführerin des AGVP, bringt es auf den Punkt: Die demografische Entwicklung stellt die Altenpflege vor enorme Herausforderungen. Mit dem bevorstehenden Renteneintritt von rund einer halben Million Beschäftigten in den nächsten sieben Jahren erreicht der Sektor einen kritischen Wendepunkt. Das Gleichgewicht zwischen der Zahl der Pflegebedürftigen und den verfügbaren Pflegekräften droht zu kippen. Halletz kritisiert die politischen Parteien für ihre Zurückhaltung, auf diese vorhersehbaren Entwicklungen zu reagieren, und warnt vor den Folgen eines „Demografie-Sandwichs“, bei dem die Zahl der Pflegebedürftigen ansteigt, während gleichzeitig immer weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten.

Die Lösungsansätze des AGVP sind innovativ und zukunftsorientiert. Die Forderung nach Abschaffung starrer Personalquoten zielt darauf ab, die pflegerische Versorgung wohnortnah und ohne die Notwendigkeit, Angehörige einzubeziehen oder pflegebedürftige Menschen unversorgt zu lassen, zu gewährleisten. Die Betonung liegt auf der Bedeutung jeder in der Pflege tätigen Person und der Notwendigkeit einer effektiven Arbeitsteilung. Dies soll hochqualifizierten Pflegefachpersonen ermöglichen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und gleichzeitig die Arbeitsbelastung zu reduzieren.

Ein besonders zukunftsweisender Aspekt der AGVP-Vorschläge ist die Offenheit gegenüber dem Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) zur Unterstützung des Pflegepersonals. Halletz betont, dass es bei der Entlastung des Pflegepersonals durch technologische Innovationen keine Denkverbote geben dürfe.

Die klare Botschaft des AGVP ist ein Aufruf zum Handeln: Die Pflege muss zur Priorität Nr. 1 in der politischen Agenda werden. In einer Zeit, in der die Gesellschaft altert und die Anforderungen an die Pflege steigen, ist es entscheidend, dass wir alle – von politischen Entscheidungsträgern bis hin zu jedem Einzelnen in der Gemeinschaft – die Bedeutung einer zukunftsfähigen, flexiblen und menschenwürdigen Pflege erkennen und unterstützen.

Redaktion

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